26. Juli 2025 16:00

Lord Haw-Haw Thomas Röper

Kremls Anstreicher

von Paul Siegenthal drucken

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Bildquelle: Paul Siegenthal (Bildmontage und -bearbeitung) Thomas Röper: Und rechts Lord Haw-Haw

Wie schön ist das Leben in Russland! Alles ist billig, Bürger zahlen kaum Steuern, Straßen sind hervorragend, Löhne gehen durch die Decke, Wohnungsnot ist unbekannt, Arbeitslosigkeit ist kein Thema und der Krieg in der Ukraine ist ein gut bezahlter Abenteuerurlaub. So oder ähnlich berichtet Thomas Röper regelmäßig aus Sankt Petersburg auf diversen deutschsprachigen Medien.

Die Russen bewundern und verachten den Westen zugleich. Seit Peter dem Großen wurde ihnen erklärt, sie seien rückständig. Seither wollen sie es dem Westen zeigen: Schaut her, wir waren die Ersten im All! Schaut her, wie viele Medaillen wir bei den Olympiaden gewinnen! Warum habt ihr uns nicht lieb?

In russischen Talkshows erklärt Thomas Röper den Westen: messerschwingende Einwanderer, Vergewaltigungen, Transgender-Ideologie und eine verrottende Infrastruktur. Ein Kontinent im Endstadium seiner Dekadenz. Die Russen können weder Fremdsprachen, noch waren sie je im Ausland. Sie glauben dieses Narrativ, so wie die Aldi-Kassen-Gunda die Liebesbeteuerungen eines 20 Jahre jüngeren Syrers glaubt.

Selbst Putin muss zu seinen Zuschauern gehören. Mit einem neuen Erlass von August 2024 erleichtert er die Einreise von Personen, die den Westen satthaben. Das hat schon Katharina die Große getan – mit Erfolg.

Die Wirtschaftslage Russlands

Russlands „spezielle Militäroperation“ umfasst die halbe Frontlänge der Operation Barbarossa. Anstelle der vier Millionen Soldaten, die Hitler zur Verfügung standen, hat Putin nur 640.000. Eine Generalmobilmachung kommt für Russland vorerst nicht infrage, die Arbeitskräfte würden in der Rüstungsindustrie fehlen. Soldaten werden mit hohen Löhnen und falschen Versprechungen an die Front gelockt. Dadurch entsteht ein Pull-Effekt: Die Leute fehlen in der gut bezahlten Rüstungsindustrie. Diese freien Stellen ziehen wiederum Arbeitskräfte aus schlechter bezahlten Wirtschaftssektoren an. Röpers Behauptung, dass die Löhne in Russland durch die Decke gehen, ist somit wahr.

Die Mehrkosten beziehungsweise Verluste deckte bislang dann jeweils der russische Staat. Doch damit ist jetzt Schluss: Die Regierung hat angekündigt, dass sie dies nicht mehr tun werde. Tatsächlich geht Russland langsam das Geld aus. Zwar versucht die Regierung, Staatsanleihen für 15 Prozent (in Deutschland sind es 6,5 Prozent) aufzulegen, doch sie werden vor allem von der Zentralbank gekauft, was faktisch Inflation bedeutet.

Hinzu kommen noch die gesunkenen Exporte. Russland hat nur noch zwei nennenswerte Kunden: China und Indien. Diese nutzen ihre Marktmacht und verlangen massive Rabatte.

Putins Optionen

Die Medienkontrolle in Russland ist mit der EU vergleichbar, mit dem Unterschied, dass man dort nicht morgens um sechs Uhr im Bademantel abgeholt wird, sondern abends aus dem Fenster fliegt. Das erlaubt der Regierung, das Volk für einige Zeit im Unklaren zu lassen–- zu Deutsch: „für dumm zu verkaufen“.

Putin hat also zwei Optionen: Entweder er führt den Krieg weiter und macht den Westen für den Unbill verantwortlich oder er schließt Frieden. Im zweiten Fall würde die Rüstungsindustrie zusammenbrechen und die gut bezahlten Jobs wären weg. Zudem würden die noch lebenden Soldaten auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Sie müssten erkennen, dass ihr Opfer umsonst gewesen war. Eine sehr ungemütliche Situation für den Kreml.

Putin ist ein Gefangener des Krieges. Er muss mit Vollgas über die Klippe fahren, denn ein Frieden wäre sein Ende.

Ausländer in Russland

Während der Großen Depression (1929–1932) heuerten 40.000 amerikanische und europäische Ingenieure in Russland an. Sie legten den Grundstein für Stalins Industrialisierung. Einige Jahre später wurden sie hingerichtet oder verschwanden für immer in den Gulags.

Keine guten Aussichten für Thomas Röper. Zurückkehren nach Deutschland kann er nicht. Erinnern wir uns an das Schicksal des Briten William Joyce (Lord Haw-Haw), der als Radiosprecher des Norddeutschen Rundfunks (Reichssender Hamburg) arbeitete. Als die Briten ihn erwischten, hängten sie ihn an den nächsten Galgen.

Während Röper ein Propagandist im Sold des Kremls ist, haben sich auch viele Westler blenden lassen. Allen voran Roger Köppel. Anfänglich hatte er den Mut, direkt aus Moskau zu berichten. Dann wiederholte er immer wieder die russische Propaganda, wie sehnsüchtig die Russen sich nach Frieden sehnten. Er versteht nicht, dass Russland eines der korruptesten Länder der Welt ist, wo nur derjenige zu Wohlstand kommt, der sich an die Geldströme der Regierung hängen kann. Dass die Ukraine nicht weniger korrupt ist, macht die Sache nicht besser.

Die Optionen des Westens

Selbst Trump muss geglaubt haben, dass der Frieden einkehre, wenn er diesem unerzogenen Kind, Wolodymyr Selenskyj, die Leviten lese. Er musste erkennen, dass der wahre Bully im Kreml sitzt und nicht an Frieden interessiert ist. Die Amerikaner wissen aber auch, dass Russland nicht mehr lange durchhält. Wenn sie also den Krieg noch zwei Jahre herauszögern, wird Russland kollabieren. Einmal mehr werden sich die Russen gedemütigt fühlen.

Lord Haw-Haw (Youtube)

Website von Thomas Röper

Auswandern nach Russland („Spiegel Online“)

Ausländer in die Gulags (Youtube)


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