30. August 2025 16:00

Anthropologie Wir sind alle Marxisten

Die Sinnlosigkeit von Prophezeiungen

von Paul Siegenthal drucken

Artikelbild
Bildquelle: Paul Siegenthal (Montage und Bearbeitung) Marxismus: Wie er uns Libertäre beeinflusst

Die meisten von uns leben in einer Art toxischer Liebesbeziehung zur politischen Realität. Vieles stört uns, wir kritisieren es, doch letztlich finden wir uns damit ab. Wir Menschen neigen selten dazu, Beziehungen von außen zu betrachten. Wir wollen es gar nicht, denn dann müssten wir uns eingestehen, dass wir Opfer unserer eigenen Ignoranz sind. Die Anthropologie kann hier weiterhelfen.

Der Mensch ist unglaublich kreativ, wenn es darum geht, absurde Überzeugungen zu entwickeln. Die amerikanischen Ureinwohner massakrierten Millionen Menschen, in der Hoffnung, den Sonnengott zu besänftigen. Die Wahnvorstellungen eines Beduinen führten innerhalb von Generationen zum bis dahin größten Imperium. Hitler glaubte, er würde die Menschheit retten, wenn er die Juden ermordet. Grüne meinen, mit Windrädern den Strombedarf decken zu können. Die Liste ließe sich ewig fortsetzen.

Verrückte Welten

Die überspönigste Gesellschaft aller Zeiten ist der gegenwärtige Postmodernismus. Viele glauben, dass alle Menschen identisch, Männer und Frauen gleich seien, das Geschlecht ein soziales Konstrukt sei und alle Kulturen gleichwertig und gut seien. Gleichzeitig lehnen sie jede Gewissheit ab. Die Wahrheit ist immer relativ, es sei denn, die Behauptung stammt vom Staat oder von linksgrünen Organisationen und wurde durch „Qualitätsjournalisten“ der Mainstream-Medien offenbart. Diese halten es dann wie der Koran: Was nicht verkündet wird, kann nicht wahr sein.

Wie werden uns die Menschen in 1.000 Jahren sehen? Sie werden glauben, dass wir dem kollektiven Wahn verfallen gewesen seien. Wir müssen uns nicht einmal auf eine Zeitreise begeben: Lawrow und auch Putin haben wiederholt gesagt, der Westen sei schwach und degeneriert. Wären die Russen auch einmarschiert, wenn sie uns für stark und entschlossen gehalten hätten?

Die Wiederentdeckung der Prophezeiung

Die Glaubensparadigmen des Westens sind heute ausschließlich kulturmarxistisch geprägt. Ihre Anfänge gehen jedoch nicht auf Karl Marx, sondern auf Saint-Simon zurück. Dieser forderte zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dass die Religion durch eine Priesterklasse von Wissenschaftlern ersetzt wird. Auguste Comte entwickelte daraus den Positivismus, ein rein auf der Vernunft basierendes philosophisches Konzept. Comte stellte die These auf, dass sich die Gesellschaft vom Polytheismus über den Monotheismus zum Rationalismus entwickelt.

Marx griff diesen Gedanken auf. Er teilte die Bürger in Klassen ein und leitete daraus eine prognostizierbare Entwicklung der Gesellschaft ab, die seiner Meinung unweigerlich eintreffen würde: die kommunistische Revolution.

Der Kulturmarxismus ist überall, auch bei den Rechten

Diese Sichtweise wurde von allen Ideologien übernommen: vom Kommunismus, Faschismus, von islamischen und christlichen Fundis und auch von den Libertären. Alle glauben, die Zukunft vorhersagen zu können. Wenn ihnen eine Entwicklung missfällt, prognostizieren sie den Untergang. Falls wir aber den Empfehlungen der vermeintlichen Propheten folgen, werden wir nicht nur errettet, sondern es öffnet sich auch der Zugang zum Paradies. Besonders lukrativ ist das im Islam.

Propheten – die Spinner vom Dienst

Ich versuche, keine Prognosen zu machen, ertappe mich aber immer wieder dabei. Gefühlt jede zweite Mediendepesche hat den Titel „Politiker X / Experte warnt vor … (bla, bla, bla)“. Ökonomen sind besonders eifrige Sünder, sie untermauern ihre Prognosen auch gleich noch mit Zahlenreihen.

Das ist Quacksalberei. Ein Crash wird kommen, bestimmt, so sicher wie der nächste Vollmond, der Regen und der nächste Winter. Man ist noch lange kein Prophet, wenn man das Offensichtliche voraussagt. Keine größere Katastrophe wurde je vorhergesehen. Wer hätte gewusst, dass plötzlich Mohammedaner oder Mongolen am Horizont auftauchen? Wer konnte eine Pest-Epidemie voraussagen. Niemand.

In Gottes Schrift liegt die Antwort

Der Allmächtige offenbart uns die Sinnlosigkeit von Prognosen im Pentateuch:

Die Israeliten betrachteten das Land der Moabiter als ihr eigenes, denn Gott hatte es ihnen versprochen. Sie vertrauten auf diese Prophezeiung und hofften, dass der Allmächtige die Götzenanbeter bald von der Erdoberfläche vertilgen werde.

Das hinderte viele Israeliten jedoch nicht daran, Sünde mit den Moabitern auszuleben, was Gott erzürnte. Anstatt die Moabiter auszulöschen, schickte Gott Seuchen über die Seinen. Als die Einsicht immer noch nicht einkehrte, unterstellte er das auserwählte Volk den Moabitern als Vasallen. Am Ende besannen sich die Israeliten wieder auf ihre Werte, wurden gottgefällig und die Moabiter verschwanden aus der Geschichte.

Die Zukunft machen wir uns selbst

Nur jene ohne inneren Kompass haben Prophezeiungen nötig. Wir beeinflussen unsere Zukunft nicht, indem wir auf Warner und Experten hören, sondern indem wir an unseren Grundwerten festhalten und uns nicht auf Götzenanbeter wie die Linken einlassen. Es macht nicht einmal Sinn, sich mit ihren Ideen auseinanderzusetzen.

Für Libertäre bedeutet das, die Situation zu verstehen und daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten. Es ist sinnlos, die Lemminge davon abzuhalten, über die Klippe zu springen.

Saint-Simon

Auguste Comte e

Die Moabiter


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.