Gold und Silber: Gold und Silber lieb´ ich sehr, kann´s auch gut gebrauchen…
Wertentwicklung und geopolitische Einflüsse auf Edelmetalle und Bitcoin im Jahr 2025
von Andreas Tögel drucken

Gold und Silber lieb’ ich sehr, kann’s auch gut gebrauchen…
…hätt’ ich nur ein ganzes Meer, mich hinein zu tauchen. Wer kennt es nicht, das Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, in dem den beiden Edelmetallen ein musikalisches Denkmal gesetzt wird? Wer den in den zurückliegenden zwölf Monaten erfolgten Wertzuwachs bei Gold und Silber beobachtet hat, stellt fest, dass die Liebe zu Gold und Silber offensichtlich stetig zunimmt. Das gelbe Metall konnte allein im laufenden Jahr seinen Preis in Euro um mehr als 40 Prozent steigern. Im Vorjahr ging es um rund 43 Prozent aufwärts. Die Philharmoniker-Feinunze Gold steht am 20. Oktober 2025 mit stolzen 3.563 Euro zum Verkauf, der Kilobarren Feingold kostet 121.293 Euro.
Beim Silber verlief die Entwicklung zuletzt – nach vielen Jahren Seitwärtsbewegung – ebenfalls recht rasant. Kostete die Feinunze zu Jahresbeginn 2025 noch unter 30 Euro, sind es jetzt knapp über 50. Der Kilobarren Feinsilber schlägt am 20. Oktober im Verkauf mit rund 1.805 Euro zu Buche. Beim Preisvergleich von Edelmetallen ist allerdings zu beachten, dass auf Gold, im Gegensatz zu anderen Edelmetallen wie Silber, Platin oder Palladium, keine Umsatzsteuer fällig wird.
Nur wenige andere Anlagen (wie etwa einige ausgesuchte Rüstungsaktien) konnten eine derartige Wertentwicklung vorweisen. Eine Ausnahme bildet die Kryptowährung Bitcoin. Stand der Preis einer Einheit zu Jahresbeginn 2025 noch bei 63.000 Euro, liegt er am 20. Oktober bei 94.988 Euro. Damit liegt die weiterhin recht volatile Notierung bei einem Plus von über 50 Prozent zum Jahresanfang. Bitcoin schlägt die Performance von Feingold.
Hohe Kurse von Edelmetallen, namentlich des Goldes, gelten traditionell als ein Symptom unsicherer Zeiten. Im Zweifel flüchten nervös werdende Anleger in „sichere Werte“ – und das war und ist nun einmal zuallererst das Gold. Da sich Silber, als „kleiner Bruder“ des Goldes, aufgrund seiner geringeren Wertdichte im Krisenfall (etwa in einer Hyperinflation) als Ersatzzahlungsmittel für Einkäufe des täglichen Bedarfs besser eignet als Gold, steigt auch sein Preis in unsicheren Zeiten wie jetzt an.
Ebenfalls positiv auf den Goldpreis wirkt es sich aus, dass in den zurückliegenden Jahren viele Zentralbanken ihre Goldreserven zum Teil kräftig aufgestockt haben. China, Indien und die Türkei, aber auch Polen und Tschechien stechen dabei besonders hervor. Das Volumen der Zukäufe lag zuletzt bei etwa 1.000 Tonnen jährlich und ist ebenfalls durch globale Unsicherheiten und den Wunsch zum Ausbau strategischer Reserven motiviert.
Dass der Goldkurs auch nach dem „Geiseldeal“ zwischen Israel und der Hamas weiter bergauf geht, spiegelt die Verunsicherung der Märkte angesichts vieler internationaler Krisenherde wider. Die weiterhin ungeklärte Zukunft eines „Palästinenserstaates“, die zunehmenden Spannungen zwischen Rotchina und Taiwan, aber wohl auch die aktuellen Grenzschießereien zwischen Afghanistan und Pakistan sind eben beunruhigend.
Den größten Grund zur Sorge liefert indes der andauernde Krieg in der Ukraine, der durch die Ankündigung Washingtons, Marschflugkörper von Typ Tomahawk mit einer Reichweite von 2.500 Kilometer an die Ukraine liefern zu wollen, auf unabsehbare Weise zu eskalieren droht. Zwar ist Donald Trump in dieser Frage schon wieder zurückgerudert, Russland hat aber dennoch mit der Überlegung reagiert, eventuell Mittelstreckenraketen an Kuba zu liefern. Damit werden Erinnerungen an die Kubakrise von 1962 wach, als die Welt so nah am Rande einer thermonuklearen Apokalypse stand, wie niemals zuvor. Damals war der Entschluss Moskaus, Atomwaffen auf Kuba zu stationieren, eine Antwort auf die vorangegangene Installation von US-Mittelstreckenraketen im Hinterhof der UdSSR, nämlich in der Türkei. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich.
Angesichts der gegenwärtig weltweit so zahlreichen Brennpunkte bedürfte es schon einer perfekt geschliffenen Kristallkugel, um die weitere Entwicklung der Kurse von Edelmetallen oder Kryptowährungen mit einiger Sicherheit vorhersagen zu können. Relativ gefahrlos lässt sich allerdings prognostizieren, dass die offenen oder schwelenden militärischen Konflikte und derzeit wieder sinkende Zinsen nicht dazu angetan sind, Zentralbanken und Anleger davon abzuhalten, ihre Bestände an Edelmetallen weiter zu erhöhen. Goldanleger wird’s freuen.
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.