24. April 2024 11:00

Kriege mit Kat Der Grundton ist die Multifunktion

War Orwell klüger, als heute kaum noch gedacht wird?

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Rokas Tenys / Shutterstock Kriege, Krisen, Konflikte: Katalysator zur beschleunigten weltweiten Einführung von Zentralbankgeld

Multifunktionsgeräte sind praktisch. Ich habe selber eines. Als mein letzter Tintenstrahldrucker den Geist aufgab, weil die Tintenkanäle aufgrund des Umstandes, dass ich nur noch selten papierne Ausdrucke benötige, eingetrocknet waren, suchte ich nach einer preiswerten Alternative, die gleich mehrere Aufgaben erfüllen sollte: Scannen, Kopieren, Drucken. Und bitte keine Tinte. Schnell stieß ich auf ein solches Multifunktionsgerät, einen Schwarzweiß-Laser, der die genannten Aufgaben anstandslos erfüllt – und das seit drei Jahren und ohne Ausfälle. Kostete gerade mal 150 Euronen.

Doch es gibt nicht nur multifunktionale Geräte für den Bürogebrauch, sondern tatsächlich auch Multifunktionskriege. Also solche, über deren integrierten „Kat“ man gleich mehrere politische Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, sozusagen. Man könnte auch sagen, sie wirken katalytisch insofern, dass der Krieg nicht um „seiner selbst willen“ geführt wird, sondern, no pun intended, eine Schneise für größere Ziele schlagen soll. Das Problem ist, dass der eingebaute Kat nicht immer auf Anhieb erkannt wird. So wie beim Krieg in der Ukraine.

Spätestens in dem Augenblick, als in der deutschen Presse die alberne Losung „Frieren gegen Putin“ ausgegeben wurde, war zumindest einer dieser Zwecke vollkommen klar. Als wäre es dabei „gegen Putin“ gegangen. Stattdessen ging es natürlich gegen die eigene Bevölkerung: Diese sollte doch bitte mit Einschränkungen leben und Verzicht üben – für den „Frieden“. Obwohl es dabei in Wahrheit um die Durchsetzung von „Nachhaltigkeitszielen“ im Rahmen einer „Klima“- und somit – im Klartext – eine Agenda zur Etablierung strengerer Ressourcenkontrollen auf politischem Wege ging, präziser um die Implementierung eines technokratischen Managementsystems, wie es schon vor über hundert Jahren (1841) von einem Clinton Roosevelt in seiner Schrift „The Science of Government, founded on Natural Law“ beschrieben und in seinen Grundzügen viele Jahrzehnte später (in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts) in Denkfabriken wie zum Beispiel dem „Club of Rome“ adaptiert und an die Verhältnisse moderner Industriegesellschaften angepasst wurde.

Yadda Yadda, Sie kennen die Leier: Das wurde alles bereits ausführlich durchleuchtet und in allen Einzelheiten beschrieben, unter anderem von meiner Wenigkeit. Gegen Ende der 70er Jahre war es dann die Trilaterale Kommission, die Regierungen wortwörtlich empfahl, „spezifische Energiesteuern einzuführen“ sowie „über Mechanismen zur Erhöhung der Preise nachzudenken“, mit der Begründung, dass „für die internationalen Ziele in Zukunft immer mehr Geld benötigt werden wird“.

Ein weiterer überaus „angenehmer“ Effekt des Ukraine-Krieges betrifft das altbekannte Abzockschema des „Kriegsfahrtsstaates“: Sozialisierung der Kosten, Einstreichung der Kriegsprofite durch die „Cronies“ eben jenes „Warfare State“. So beschloss Washington jüngst ein weiteres – angeblich das vorerst letzte – „Hilfspaket“ für die Ukraine in Höhe von 60 Milliarden Dollar. Das sich aus Steuergeldern speist, versteht sich. Und damit, wie es in einem Artikel der „Welt“ vom 21. April hieß, „können nun Waffen, Munition und Waffensysteme im Wert von umgerechnet 57 Milliarden Euro an die Ukraine geliefert werden“. Hurra. Kein Wunder, dass die Presse den geneigten Medienkonsumenten ständig einbläut, dieser Krieg könne „noch lange dauern“. Hauptsache – diesmal ist der pun intendiert –, der Rubel rollt. Denn in Russland läuft das ja ähnlich …

Ein weiterer Zweck, doch das war sicher nur Zufall, bestand darin, der Weltöffentlichkeit die Notwendigkeit der Einführung digitaler Währungen, genauer CBDCs, also Zentralbankwährungen, schmackhaft zu machen. Larry Fink, Direx eines der größten Vermögensverwalter der Welt namens BlackRock, war nicht der Einzige, der auf diese katalytische Nützlichkeit hinwies: „Der rasche Anstieg des Interesses an CBDCs fällt mit einer sichtbaren Zunahme des Einsatzes wirtschaftlicher Instrumente der Staatsführung seit März 2022 zusammen, als der Zugang zu den Reserven der russischen Zentralbank durch die G7 blockiert wurde. Diese Entscheidung und die darauffolgenden Sanktionen gegen Russland haben die Gefahr einer Fragmentierung des globalen Finanzsystems noch verstärkt“ („Intereconomics“, „The Geopolitics of Central Bank Digital Currencies“, Vol. 58, 2023, Seite 173–177).

Ach du Schreck: Das globale Finanzsystem könnte durch den ganzen Kuddelmuddel in der Ukraine „fragmentiert“, destabilisiert und in Unordnung gebracht werden. Und an allem ist nur Putin schuld. Der in Russland selber fleißig an CBDCs werkeln lässt.

„Der Ukraine-Krieg bedeutet, dass Russland einen digitalen Rubel mehr denn je braucht“, hieß es bei „The Bell“ am 21. April 2023. „Der Einmarsch von Präsident Wladimir Putin in die Ukraine erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die russische Zentralbank mitten in ihrem eigenen Krieg gegen die Legalisierung von Kryptowährungen steckte. Die Regulierungsbehörde stand auch kurz davor, ihren eigenen digitalen Rubel einzuführen. Digitale Zentralbankwährungen (CBCDs) werden in mehr als 80 Ländern vorbereitet, und Russland gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen Ländern. In dieser Woche gab die Leiterin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, bekannt, dass der russische digitale Rubel bereit ist, getestet zu werden.“

Und die Europäische Zentralbank schrieb in einem Papier zur Thematik („The Russian invasion of Ukraine and international currencies“) im Juni 2022: „Die russische Invasion in der Ukraine und die gegen Russland verhängten Finanzsanktionen, wie etwa die Beschlüsse, etwa die Hälfte seiner offiziellen Währungsreserven einzufrieren und ausgewählte russische Banken von Swift auszuschließen, haben Spekulationen über die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die künftige Rolle des US-Dollars und des Euro auf globaler Ebene angeheizt. Insgesamt wird die Zeit zeigen, ob sich die internationale Rolle der Währungen in größerem Umfang verändern wird. Möglich ist jedoch, dass der russische Einmarsch in der Ukraine als Katalysator in verwandten Bereichen gewirkt hat. Zum Beispiel haben einige Länder ihre Pläne zur Erforschung digitaler Zentralbankwährungen (CBDC) im Zuge der Invasion beschleunigt, was Auswirkungen auf die globale Attraktivität der wichtigsten Währungen haben könnte.“

Die Nachrichtenagentur Reuters blies am 16. März in dasselbe Horn: „Die gegen Russland verhängten Sanktionen könnten mehr Länder wie zum Beispiel China dazu veranlassen, digitale Zentralbankwährungen (CBDC) als Mittel gegen die Dominanz des Dollars im globalen Finanzsystem zu betrachten, sagte der ehemalige Direktor der Bank of Japan, Hiromi Yamaoka, am Mittwoch. Aber die westlichen Sanktionen gegen Russland unterstrichen, wie Politik und nationale Sicherheit zunehmend die Finanzwelt einschließlich digitaler Währungen beeinflussen, sagte er.“

Dergleichen Beispiele findet man durch eine einfache Recherche in großer Zahl. Irgendwie praktisch, welche förderlichen Folgen so ein Krieg für Absichten haben kann, die bereits vor ihm gehegt wurden. Und das auch in Russland und China – denjenigen führenden Brics-Ländern, die laut einer weit verbreiteten Lesart ja nun alles anders machen und eine „Alternative“ zum Westen bilden sollen.

Solange das nicht wirklich bewiesen ist, und das ist es noch lange nicht, halte ich es lieber mit dem Bauchgefühl einer Catte Black – ich kann ihr ganz hervorragend nachfühlen –, die erst jüngst wieder in einem Artikel mit dem gewiss scharf formulierten Titel „Krieg in der neuen Normalität – Abschlachten der Proles aus Bequemlichkeit, Spaß und Profit“ schrieb: „Schon 1948 hatte Eric Blair ein differenzierteres Verständnis von den Anwendungen des Krieges, als die meisten von uns heute zu haben scheinen. In ‚1984‘ definiert er eine Welt, in der die herrschenden Eliten der drei großen Machtblöcke den gegenseitigen Nutzen eines ewigen Krieges erkennen, der a) die Machtstruktur zementiert, b) Ressourcen verbraucht und ständige Knappheit schafft (oder entschuldigt) und c) binäres Denken und Loyalität gegenüber dem System erzeugt. Er ist sich sehr wohl bewusst, dass dieser ewige Krieg in Wirklichkeit vertikal und nicht horizontal ist – ein globaler Krieg der globalen Eliten gegen ihre eigene Bevölkerung.“

Doch „selbst wenn man auf die offensichtlichen Anzeichen einer kontinuierlichen Zusammenarbeit und eines gegenseitigen Nutzens zwischen diesen ‚Seiten‘ hinweist, wird dies als empörend empfunden, und man wird unweigerlich als ‚CIA-Troll‘ oder ‚Putin-Bot‘ beschuldigt, und zwar von Leuten, die anscheinend wirklich nicht in der Lage sind, ihr Denken vom Binärsystem zu trennen“.

Bis nächste Woche.


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