Wie weiter nach dem Trumpschen „Zollkoller“: Politik ist nicht die Lösung
Steigendes Chaos durch ordnende staatliche Dekrete einzuhegen, scheitert, wenn die fundamentale, monetäre Ursache ignoriert wird
von Robert Grözinger

Die beste Erklärung für den Zollkoller Donald Trumps vernehmen wir unter anderem von Dr. Markus Krall: Ihm zufolge sind die BRICS-Staaten und ihr Plan, eine goldgedeckte Währung einzuführen, der wahre Antrieb für die Trumpsche Tarifachterbahn der vergangenen zwei Wochen (siehe Link unten). Ähnliches schreibt Freiheitsfunken-Kollege Paul Siegenthal in seinem Artikel „Maga Geoeconomics erklärt“ (siehe Link unten).
Die Erklärung leuchtet ein, denn ein wichtiger Grund für das Dauerdefizit der US-Handelsbilanz ist tatsächlich die Abkopplung des Dollars vom Gold 1971. Weil die führende Supermacht gleichzeitig die Weltleitwährung emittiert, ist es für die USA ein Leichtes, für die Waren, die sie erhält, lediglich mehr oder weniger frisch aus dem Nichts gedruckte Dollars hinzugeben – und keine eigenen Produkte. Der Empfänger freut sich, eine weltweit einsetzbare Währung erhalten zu haben. Das bedeutet, dass in den USA der Anreiz, selber etwas anderes als Dollars zu produzieren, gegen Null geht.
Die jetzt erst angedrohten, dann umgesetzten und zuletzt – außer für China – befristet aufgehobenen Zölle dienen, so die Einschätzung Kralls, dem Versuch, die Handelsbilanz weitgehend auszugleichen, bevor eine BRICS-Goldwährung den Dollar vom Sockel der Leitwährung stößt und Amerika nackt dasteht.
Die neuen Trump-Zölle sind somit ein klassischer Fall dessen, was unter anderen der Ökonom Ludwig von Mises (1881–1973) beschrieb: Jede staatliche Intervention zur Lösung eines Problems erzeugt eine Anzahl weiterer, meist unbeabsichtigter Probleme, die wiederum Anlass zu Interventionen sind. Im Verlauf dessen wachsen sowohl das Chaos – Unvorhersehbarkeiten häufen sich – als auch die Macht des Staates.
Ob die angedachte BRICS-Währung der wahre Grund für die Zölle ist, kann ich nicht beurteilen. Die von Krall und Siegenthal vorgebrachte Theorie erscheint mir aber, von allen, die ich gehört habe, am plausibelsten. Die Beibehaltung der immens hohen, und wie beim Pokerspiel wechselseitig immer weiter erhöhten Zölle gegen China, dem stärksten und wichtigsten BRICS-Land, bestätigt diese Theorie.
Dazu passt auch die ansonsten seltsame Tatsache, dass ausgerechnet Russland von den Zöllen ausgenommen wurde. Russland wurde seit Beginn der verschärften Versuche der NATO, in der Ukraine Fuß zu fassen, immer mehr in die Arme Chinas gedrängt. Trumps Friedensinitiativen sind dem Versuch geschuldet, Russland von China wegzulocken. Die sich jetzt in Washington an der Macht befindende Fraktion der Herrscherklasse hat offenbar andere Prioritäten als die Biden-Bande. Sie hat die Idee aufgegeben, Russland zu knacken und unter sich aufzuteilen. Sie will stattdessen China einhegen.
Wenn Krall und Siegenthal recht haben, passen die Zölle auch zur DOGE-Politik, dem Abbau von Bürokratie und der Kürzung von Staatsausgaben. Es heißt, Trump wolle mit den Zolleinnahmen die Einkommenssteuer ersetzen. Solche Schritte, wenn sie denn kämen, würden den Produktionsstandort USA stärken. Wie auch Trumps Ausstieg aus dem Klimawahn. Stärken, ja. Aber nicht hinreichend.
Übrigens: Das wilde Hin und Her seiner diesbezüglichen Politik sieht aus, als stünde dahinter eine Vorgehensweise, die amerikanische Motivationstrainer „ready, fire, aim“ nennen. Wenn man im Leben Neuland betritt, sei das oft die beste, weil einzig mögliche Art des Voranschreitens: Einfach mal ausprobieren, was geht. Das wiederum heißt, dass wir zwar nicht Panik in Washington sehen – noch nicht –, aber doch eine recht hastige Reaktion auf eine für die USA weit vorangeschrittene, ungute Entwicklung.
Die schwindelerregenden Schwenks, die diese Vorgehensweise auf den Aktien- und Anleihemärkten vorübergehend auslöste, ist das eine. Sie zeigten mal wieder, dass Politik nicht allmächtig ist. Ein ganz anderer Aspekt ging dabei aber unter, der sich auf die Zukunft der Freiheit in den USA nachteilig auswirken wird: Die Zölle wurden, wie so vieles unter Trump, als Präsidentenverfügung in Kraft gesetzt. Damit führt Trump einen bedauerlichen Trend zur Zentralisierung der Macht im Weißen Haus fort. Paul Craig Roberts, ein ehemaliger stellvertretender Sekretär des US-Finanzministeriums, ehemaliger stellvertretender Herausgeber des „Wall Street Journals“ und ein Unterstützer Trumps weist in einem aktuellen Artikel darauf hin, dass Zölle bisher vom Kongress beschlossen wurden (siehe Link unten).
Auch Kriegserklärungen wurden früher dem US-Kongress zur Abstimmung vorgelegt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das nicht mehr der Fall. Trump ist nicht gerade der Typ, der diesen Trend zur Machtzentralisierung umkehren würde. Aber auch dieser Aspekt des Phänomens Trump – die Tatsache, dass in Washington jetzt ein offen autokratischer Präsident herrscht – ist eine Folge vorheriger Fehlentwicklungen.
Wir leben immer noch in den Nachwehen der Finanzkrise – welche ebenfalls eine Langzeitfolge der Abkopplung aller Währungen vom Gold, also von der Realität, war. Seit der Finanzkrise stagnieren im Westen die Reallöhne – bestenfalls. Seither schreitet der Verfall des Westens beschleunigt voran. Seither verschärfte sich zum Beispiel die Migrationskrise: Die Elite schafft ihr Proletariat ab und holt sich ein neues ins Land. Eines, das weniger bis gar keinen Wert auf Freiheit und Selbstständigkeit legt. Seither explodiert die Bürokratie. Seither drehen auch die Universitäten durch und produzieren massenhaft Unsinns-Diplome und linksextreme Aktivisten. Die Naturwissenschaft ist nur noch ein Schatten ihrer Selbst und produziert schon lange vor der Finanzkrise Gestalten wie Anthony Fauci, den obersten Berater von US-Präsidenten in Gesundheitsfragen. Oder, in Deutschland, Christian Drosten und Karl Lauterbach. Seither auch haben sich die Medien – freiwillig oder nicht – endgültig „gleichgeschaltet“.
Angesichts dieses üblen Gebräus sahen und sehen viele Menschen, nicht nur in den USA, in neuen politischen Parteien und Bewegungen, die unter dem Kürzel „populistisch“ zusammengefasst werden können, einen Ausweg. Ein Mittel, den anschwellenden Wahnsinn zurückzudrängen. Eine Arbeiter- und bürgerliche Mittelschicht setzt sich zur Wehr, deren Mitglieder nicht die Zeit, Lust, Energie oder ideologischen Antrieb haben, das üble Spiel der Linken und ihren Marsch durch die Institutionen mit eigenem Personal in selbigen Institutionen zu konterkarieren.
Stattdessen wählten sie – in den USA als führendes Beispiel – Trump gleich an die Spitze. Der soll es jetzt richten. Die Mehrheit will dem zunehmenden Chaos einer vom Kulturrelativismus und Postmodernismus durchsetzten Elite durch einen starken Mann, der Ordnung wiederherzustellen verspricht, ein Ende setzen.
Jegliche Erfolge, die Trump in den USA und die Populisten anderenorts verbuchen werden, können einen generellen Trend nicht umkehren. Es sei denn, sie kämen den BRICS zuvor und führten eine goldgedeckte Währung ein oder, noch besser, befreiten den Geldmarkt vom monopolistischen Würgegriff, in dem ihn die Zentralbanken mit ihrem Fiatgeld halten.
Das wahrscheinlichere Resultat ist, gerade wegen der erwähnten Machtzentralisierung – etwa durch Präsidentenverfügungen –, ziemlich bald noch größeres Chaos. Dieser wechselseitige Prozess des sich verstärkenden Chaos und immer heftigeren Versuche, es unter Kontrolle zu bringen, wird sich aus systemimmanenten Gründen fortsetzen, bis es zu einem Systemzusammenbruch kommt. Dieser wird sich vermutlich in Form eines „großen Zahlungsausfalls“ manifestieren, den der von Mises beeinflusste amerikanische Ökonom und Theologe Dr. Gary North (1942–2022) voraussagte: Entweder werden die staatlichen Zahlungen nichts mehr wert sein, oder sie bleiben ganz aus.
Uns bleibt angesichts dieser Perspektive nichts anderes übrig, als unsere persönliche Resilienz zu stärken. Körperlich, finanziell, materiell, nachbarschaftlich und so weiter. Wenn die Mehrheit merkt, dass der Staat, von dem sie sich Erlösung erhoffte, nicht der Gott ist, der er indirekt vorgab zu sein, werden die Karten neu gemischt. Dann gibt es eine neue Stunde Null. Dann wird derjenige im Vorteil sein, der sich nicht von falschen oder uneinhaltbaren Versprechungen der Politik hat einlullen lassen.
Quellen:
Zölle, Machtspiele & die EU: Wer zahlt den Preis? Dr. Markus Krall erklärt. (Atlas-Initiative, Youtube)
Paul Siegenthal: Maga Geoeconomics erklärt (Freiheitsfunken)
Paul Craig Roberts: Trump: An Assessment After the First Quarter (lewrockwell.com)
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