27. August 2025 06:00

Demokratiekrise Schwätze und schaffe

Das politische Personalproblem

von Oliver Gorus drucken

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Bildquelle: Juergen Nowak / Shutterstock Deutsche Politiker: Weder „Schwätzer“ noch „Schaffer“

Fast alle Fußballfans glauben, sie könnten einen Club besser managen als die Club-Manager, fast alle Lehrer glauben, sie könnten Kinder besser erziehen als die Eltern, fast alle Kaninchenzüchter glauben, sie könnten bessere Logos für ihren Verein entwerfen als jede Marketingagentur, fast alle Politiker glauben, sie wüssten besser, was für die Bürger richtig ist, als die Bürger.

Das ist alles menschlich.

Aber ein Unternehmen funktioniert auf Dauer nur dann, wenn es sich eine klare Organisationsstruktur gibt, die Leute in Verantwortung bringt, die tatsächlich Ahnung von einer Sache haben, und Leute, die keine Ahnung haben, von der Sache fernhält.

Mehr noch, ein Unternehmen wird nur dann konkurrenzfähig sein, wenn das Team aus einer fruchtbaren Mischung aus Schwätzern und Schaffern besteht, die sich gegenseitig besser machen. Ich meine beide Begriffe im schwäbischen Sinne wertneutral. Schwätzen bedeutet da so viel wie: konzipieren, durchdenken, hinterfragen, diskutieren, organisieren, strukturieren, also die Theorie – während schaffen schlicht bedeutet, etwas zu tun und zu machen, also die Praxis, das Umsetzen der Ideen. Jedes Unternehmen braucht beides: Köpfe und Hände.

Wenn die Schwätzer dominieren, wird alles schlechter, weil zu wenige produktive Ergebnisse erzielen, die Effektivität fehlt, die PS nicht auf die Straße kommen. Wenn die Schaffer dominieren, wird nichts besser, weil zu wenig über neue Konzepte nachgedacht wird und keine Innovationen entstehen, nichts wird besser organisiert, nichts wird effizienter.

Das politische System der Parteienherrschaft, das wir uns eingetreten haben, ist das Gegenteil eines funktionierenden Unternehmens. Es bringt Schwachköpfe, radikale Ideologen, Lügner und fachfremde, überforderte Besserwisser auf Ministersessel und ins Kanzleramt. Da fehlen sowohl die guten Schwätzer als auch die guten Schaffer. Nichts befruchtet sich da gegenseitig. Regierungen in Bund und Ländern sind weder effektiv noch effizient, weil die herkömmlichen Parteien weder gute Theoretiker noch gute Praktiker in die Nähe von Machtpositionen bringen.

Kein einziger unter den führenden Politikern, die die Partei-Paternoster nach oben gefahren haben, ist ein brillanter Denker, ein kluger Stratege oder ein gebildeter Theoretiker, keiner ist ein charismatischer Redner. Klugheit, Mut und Weisheit, konzeptionelle Klarheit oder innovative Kreativität suchen Sie unter den Parteipolitikern vergebens. Wüste Leere.

Genauso schlimm ist es bei der echten Lebenserfahrung im realen Leben. Unter den führenden Politikern sind keine Praktiker, keine Leute, die ihr Handwerk beherrschen, keine erfolgreichen Unternehmer, keine Führungspersönlichkeiten, keine Leute, die sich so organisieren können, dass sie große Mengen an Ergebnissen produzieren können. Ein Federico Sturzenegger, der in Argentinien im Kabinett Milei als Deregulierungsminister in der Lage ist, mit einem kleinen Stab von Leuten Tausende von Regulierungen in nur wenigen Monaten zu streichen, ohne dass die Wirtschaft ins Chaos fällt, ist unter den deutschen Politikern einfach nicht zu finden.

Unterm Strich: weder Ideen noch Ergebnisse. Das politische Geschäft ist im Vergleich zu jeder Branche der freien Wirtschaft, zu jedem Handwerk, zu jedem einzelnen Unternehmen hoffnungslos unterlegen. Jeder handelsübliche Feld-, Wald und Wiesenunternehmer ist leistungsfähiger und produktiver als ein Klingbeil, ein Merz, ein Söder oder eine Brantner.

Die Sozialisten kennen als Antwort auf jedes beliebige Problem nur Verbote und Erhöhungen von Steuern und Abgaben. Die Bürgerlichen kennen auf jeden aggressiven Vorstoß der Sozialisten nur feiges Zurückweichen. Und die Freiheitlichen sind momentan von den Machtpositionen so weit weg wie woke Soja-Männer mit Dutt von einem Date mit Sydney Sweeney.

Die Fundis unter den Libertären, also die freiheitlichen Schwätzer, wollen theoretisch stringent überhaupt keinen Staat, weil sie keine Herrschaft, keinen Zwang und keine Gewalt wollen. Die Realos unter den Libertären, also die freiheitlichen Schaffer, haben das gleiche Ziel vor Augen wie die Fundis, sehen aber ein, dass ein staatsloses Gemeinwesen nicht in greifbarer Nähe liegt und wollen dann wenigstens weniger Staat, weniger Politik, weniger Zwang und weniger Gewalt. Auch hier gilt: Die Freiheit braucht beide, Schwätzer und Schaffer, und wir brauchen die besten aus beiden Gruppen. Wir brauchen Mises und Milei. Beides. Hand in Hand.

Wer also etwas ändern will an den katastrophalen, sich immer weiter verschlimmernden Missständen im Land, die mittlerweile Eigentum, Wohlstand, Menschenrechte und die physische Sicherheit von immer mehr Bürgern massiv bedrohen, der muss trotz Parteiendemokratie systematisch und strukturell dafür sorgen, dass kompetente Menschen in die Regierungen in Bund und Ländern kommen. Dass sowohl Schwätzer als auch Schaffer in Ämter kommen. Dass auch freiheitliche Antietatisten in Machtpositionen gelangen.

Das ist die Kernaufgabe. Und es ist eine unternehmerische Aufgabe.


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