08. September 2025 16:00

Salamitaktik-Sozialismus „Eine kulthafte Gesellschaft führt Großbritannien in den Ruin“

„TalkTV“-Journalistin entlarvt Absichten und einflussreiche Mitglieder der „Fabian Society“

von Robert Grözinger drucken

Artikelbild
Bildquelle: Wikimedia Commons / Public Domain Wolf im Schafspelz: Vielsagendes ursprüngliches Symbol der 1884 gegründeten, höchst einflussreichen britischen „Fabian Society“

Die Konflikte in Europa hinsichtlich des Umgangs mit illegal Eingewanderten, die für sich das Asyl- und somit ein langfristiges Aufenthaltsrecht beanspruchen, zwingen Entscheidungsträger ímmer mehr, ihre wahren Beweggründe für die Gewährung dieser Rechte offenzulegen. Wiederholt zeigt sich, dass das Ziel die graduelle „Zuführung“ der Gesellschaft – dieses offizielle DDR-Wort für „Festnahme“ passt hier sehr gut –, ja der ganzen Welt, in den Sozialismus ist. Zuwanderung von Mittellosen und Unfähigen in die reicheren Länder ist ein prima Vorwand zur Ausweitung der Zwangsumverteilung. Zuwanderung von gewaltbereiten jungen Männern ist ein prima Vorwand zur Ausweitung eines Überwachungs- und Unterdrückungsstaates, dessen Finanzierung ebenfalls Steuern kosten. Diese schleichende Verstaatlichung und Proletarisierung des Lebens ist die große historische Alternative zur Brachialrevolution leninistisch-stalinistischer Art.

Eine Organisation, die mehr als alle anderen diese „Salamitaktik“ befürwortete und vor allem in ihrem Land in Gang setzte, ist die britische „Fabian Society“. Die 1884 gegründete und immer noch sehr aktive Gesellschaft förderte die Entstehung der „Labour Partei“ und gab sich gegen Ende des Ersten Weltkriegs ein Programm: „Labour and the New Social Order“. Ich schrieb über dieses Programm vor über zehn Jahren in meinem Beitrag für das vom Verlag „Neue Zürcher Zeitung“ und der Publizistin Karen Horn herausgegebene Buch „Verlockungen zur Unfreiheit“.

Hier ein Auszug: „Auffällig ist die kaum verhüllte Arroganz, besser als andere zu wissen, was gut für die Allgemeinheit ist. Oft geschieht dies auf der Basis völlig subjektiver, wenn nicht falscher Behauptungen, wie jener über die ‚im Kapitalismus‘ vernachlässigte Kultur. Insgesamt zeigt sich in dem Text für das liberale Auge die Hybris des konstruktivistischen Rationalismus, wie Friedrich August von Hayek jenen Flügel der Aufklärung nannte, dessen Vertreter, trunken von den Erfolgen der Naturwissenschaft, an die wissenschaftliche Optimierung der Gesellschaft glauben. Diese Arroganz ist Ausfluss des platonischen, elitären, aristokratischen, ‚von Pflicht und Weisheit geleiteten‘ Sozialismus, wie Annie Besant, eines der ersten Mitglieder der ‚Fabian  Society‘, es formulierte.“

So sicher waren sie sich, dass sie sich auf der richtigen Seite der Geschichte befanden, dass die Fabianer sich ein sehr entlarvendes Wappentier gaben: Ein Wolf im Schafspelz. Zu entlarvend, muss sich eine spätere Generation von Mitgliedern gedacht haben, und wandelte es in eine aggressiv dreinblickende Schildkröte um.

Das Schattendasein, das diese Gesellschaft führt, täuscht über den nicht zu überschätzenden Grad ihres Einflusses zumindest in Großbritannien hinweg. Jeder britische „Labour“-Premierminister war beziehungsweise ist ein Fabianer. Das halbe gegenwärtige britische Regierungskabinett ist dort Mitglied. Der gegenwärtige Vorsitzende der britischen Zentralbank ist ein Fabianer. Die Direktoren vieler NGOs sind Fabianer. Sie seien an unzähligen Schaltstellen der Gesellschaft, berichtet Alexandra Phillips in „TalkTV“ – siehe Link unten.

Phillips spricht mit Joseph Robertson, einem konservativen politischen Strategen, der kürzlich in seinem Substack einen langen Artikel über die Fabianer veröffentlichte, und mit Steven Barrett, einem Anwalt.

Der Anlass ihres Gesprächs bringt uns zurück zur Gegenwart. Barrett hatte einem Richter Befangenheit vorgeworfen, nachdem Letzterer in einem Berufungsverfahren für die Regierung und gegen eine Kommune geurteilt hatte, die die Schließung eines Hotels für Migraten eingeklagt hatte. Der Befangenheitsantrag beruhte darauf, dass der Richter sowohl langjähriges Mitglied der „Labour Partei“ als auch, wenn auch vor längerer Zeit, führendes Mitglied der „Fabain Society“ gewesen sei. Letzteres veranlasste Phillips, diese Gesellschaft zu recherchieren und das unten verlinkte Gespräch mit den beiden Experten zu führen.

Barrett führt aus, dass die Fabianer „wie ein Kult“ ihre eigenen Leute protegieren und „mittelmäßig Begabte“ zu öffentlichen Ämtern verhelfen, die sie ohne diese Hilfe nie erklommen hätten und ergänzt: „Deswegen bricht dieses Land zusammen.“ Phillips führt weiter aus, die Fabianer seien „Globalisten“, die eine sozialistische Weltregierung anstreben und westliche Werte, den Nationalstaat und das Christentum als zu beseitigende Hindernisse auf dem Weg dahin betrachten. Robertson schlägt die Brücke zwischen den Fabianern un der Frankfurter Schule, die „ähnliche Ziele verfolgt“, wie etwa die Zerstörung der Familie und die Aufhebung des Privateigentums. Der Einfluss dieses Kultes sei so groß, so Barrett, weil uns „eine liebevolle Religion“ abhanden gekommen sei, denn eine solche sei unabdingbar für die Bewältigung auch der unangenehmeren Dinge des Lebens.  

Für mich und vermutlich viele andere langjährige Libertäre ist nicht viel Neues dabei. Die Fabianer sind die ursprünglichen „Durch-die-Institutionen-Marschierer“. Sie haben  diese Strategie, die wir in Organisationen wie zum Beispiel dem „World Economic Forum“ repliziert sehen, perfektioniert. Sie sind Getriebene, manche würden sagen, Durchtriebene. Das Motto der Fabianer ist es, wie ich in meinem Text vor einem Jahrzehnt festhielt, der Welt eine „dem Herzen entsprechende neue Form zu geben“. Was sie in ihrer Arroganz übersehen ist erstens, dass sie ihren Herzenswunsch fälschlich für allgemeingültig halten und zweitens, dass ein Herz zwar schlagen, nicht aber denken kann.

Der wesentliche Punkt hier ist aber der, dass die Fabianer allmählich ans Tageslicht gezerrt werden. Ein Zeichen unserer digitalen Zeit. Der britische Staat, fest in der Hand der Fabianer, mag diese Offenbarung sicher nicht. Doch er kann eine Unterdrückung dieser Information nicht rechtfertigen. Hier geht es schließlich nicht um Transsexuelle oder Menschen mit dunkler Hautfarbe. Jedenfalls nicht an sich.    

Eine Neuigkeit lernte ich dennoch. Es ist schwer einzuschätzen, wie bedeutsam sie ist. Ich messe ihr jedoch zumindest einen gewissen propagandistischen Wert für die Freiheitsseite bei. Kurz nach dem Zeitpunkt ab Minute sieben im unten verlinkten Video führt Barrett aus, dass George Orwell die Fabianer hasste. Das war mir nicht wirklich neu. Bekannt war mir, dass der Schriftsteller all jene Sozialisten verachtete, die hochnäsig auf die Arbeiterklasse herabschauten. Diese Beschreibung passt auf die Fabianer. Ich hatte lediglich diese Verbindung gedanklich noch nicht hergestellt.

Dann aber kam der Knackpunkt: Der berühmte Titel von Orwells Hauptwerk, „1984“, aus dem alles stammt, was wir „orwellsch“ oder „orwellianisch“ nennen und dessen warnenden Inhalt wir heute immer mehr verwirklicht sehen, beziehe sich auf das Gründungsjahr der Fabianer, sagt Barrett. Mit anderen Worten: Orwell habe uns warnen wollen, wie die Welt aussehen wird, wenn die „Fabian Society“ ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. Ich habe in der Vergangenheit gelegentlich über Orwell und insbesondere über „1984“ geschrieben, zuletzt in meinem jüngst erschienenen Buch „Kulturkampf“. Diese Verknüpfung des Titels mit den Fabianern ist mir gänzlich neu. Bei Wikipedia findet sich darüber kein Wort. 

Im Interview liefert Barrett für diese Behauptung keine Quelle. Aber diese Erklärung leuchtet mir weit mehr ein und passt auch besser zum Charakter und zu anderen Äußerungen Orwells, als die bisherige, die da lautet, der Titel sei eine ironische Verdrehung der Jahreszahl 1948, das Jahr, in dem das Werk entstand. Oder, besser gesagt, die neue Erklärung leuchtet mehr ein als die ältere – für sich allein. Die ältere Erklärung, welche ein Hinweis darauf wäre, dass der Keim dessen, was der Autor für die Zukunft voraussieht, in seiner Gegenwart längst gepflanzt und gesprossen ist, schließt die neue nicht aus; beide können sich ergänzen. Aber für sich allein wirkt die ältere Erklärung für Orwell untypisch oberflächlich.       

Das „TalkTV“-Gespräch endet mit einer Diskussion darüber, wie sehr die gegenwärtige herrschende Klasse – in Großbritannien also hauptsächlich die Fabianer – ins Schwimmen und Schleudern geraten sind. Der Samtpfoten- und Salamitaktik-Sozialismus steht kurz vor dem finanziellen und moralischen Bankrott. Er scheitert genauso wie der Stalinismus – und zwar, weil er eine Form des Sozialismus ist. Eine andere Version als die vorherige, aber, wie Ludwig von Mises 1920 schrieb und seither nicht widerlegt wurde, genauso zum Scheitern verurteilt.

Es wird interessant sein, zu sehen, welche neue Methode sich arrogante Weltverbesserer einfallen lassen wollen, wenn auch ihr Salamitaktik-Sozialismus unzweifelhaft und für alle sichtbar ebenfalls gescheitert ist. Allzu lange werden wir darauf nicht mehr warten müssen.   

Quelle:

Alex Phillips ‚investigates‘ the Fabian Society (TalkTV, Youtube)


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.