17. September 2025 11:00

Wenn Schäbigkeit sprachlos macht Zur skrupellosen politischen Ausschlachtung des Kirk-Attentats

Unabhängig von der „Seite“

von Axel B.C. Krauss drucken

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Bildquelle: Steve Travelguide / Shutterstock Ermordung von Charlie Kirk: Von allen Seiten und Medien weidlich ausgeschlachtet

In den letzten Jahren ist es zunehmend Usus geworden, den Tod von Menschen – egal, auf welcher politischen „Seite“ sie standen, egal, wo sie sich innerhalb des politischen Spektrums positionierten oder von anderen positioniert wurden – in betont unethischer, zuweilen schlicht niederträchtiger Manier auszuweiden wie die sprichwörtliche Weihnachtsgans. So nun auch nach dem Attentat auf Charlie Kirk, einen der einflussreichsten politischen Influencer der USA. Sowohl auf der rinken wie lechten Waagschale für „falsches“ Denken, egal, ob im Mainstream oder unter den Alternativen.

Auf der „guten“, sprich „richtigen“, sprich „korrekten“ Seite war und ist dabei regelmäßig immer derselbe boshafte Tenor zu vernehmen, der sich zusammenfassen lässt wie folgt: „Ein Mensch wurde zwar ermordet, aaaaber … dieser Mensch vertrat nun mal Ansichten, die uns nicht passen.“ Oder in zwei Worten: Pfui Teufel. Eine Art der charakterlichen Verlotterung und -saubeutelung, die ich nur noch als abstoßend und ekelerregend empfinde. Allerdings schon lange nicht mehr als überraschend, warum auch: Gab es doch in jüngerer Zeitrechnung ebenso regelmäßig bestmenschlich-korrektmediale Schauprozesse, um andersmeinendes Lumpenpack volksgerichtshöflich vorzuführen, zu stigmatisieren und, sagen wir mal, „auszusondern“ – bis hin zu beruflichen Sanktionen, also, naja, „Sozialdeportation“. Wer stalinistische Begriffe bevorzugt: Sie wurden aus dem „öffentlichen Leben“ (gleich der politmedial konstruierten Version davon) wegretuschiert. Altbekannt in Stadt und (auf dem maoistischen) Land: Bestrafe einen, erziehe tausend.

Bei den Veröffentlicht-Unsäglichen, also dem ÖRR – obwohl die Unterschiede zum VEB kaum noch auszumachen sind –, relativierte man das Attentat mehr oder weniger dadurch, indem auf angebliche Äußerungen Kirks hingewiesen wurde, die einer näheren Überprüfung nicht standhielten. Journalistische Mindeststandards wurden zum wiederholten Male in die Tonne getreten. Es wird Zeit für die Mottenkiste. Vor allem aber wirft es wieder einmal die Frage auf, warum Menschen per gesetztem „Recht“ zum Bezahlen solcher Dienste gezwungen werden sollen. Man darf außerdem fragen, ob es jetzt schon wieder so weit ist? Wird der Wert menschlichen Lebens schon wieder nach der „richtigen“ politischen Einstellung „bemessen“? Ein deprimierender Rückfall in die Vergangenheit. Manche wollen wohl nichts dazulernen: Entmenschlichung des ideologischen „Feindes“ bis hin zur Relativierung oder gar zum Gutheißen seines Todes. In den USA stellenweise dasselbe traurige Bild: Er war nun mal ein Rechter und um die sei es ja „nicht schade“. Passt lieber auf, welchen Weg ihr da beschreitet.

Aufseiten der amerikanischen Rechten ließ man sich allerdings auch nicht lange bitten, den Anschlag sogleich zur moralischen Selbstüberhöhung und natürlich für politische Agitprop zu nutzen. Die christliche Rechte des Landes wiederum sprach von Kirk sogar schon als „Märtyrer“ für die Meinungsfreiheit. Kommt mal runter. Jesus-Vergleiche ziehen hier wohl kaum, denn soweit ich mich an die offizielle Geschichte des Herrn erinnern kann, wurde der Sohn Josefs von Nazareth nicht von schwerreichen amerikanischen Familien wie den Kochs oder Mercers finanziert – im Gegensatz zur Organisation „Turning Point USA“, der Kirk angehörte: Es handelt sich dabei entgegen einer kolportierten Falschbehauptung nicht um eine „Non-Profit“-Organisation, sondern um eine Plattform für politische Propaganda.

Dasselbe Schauspiel bei den „Alternativen“: Der Leichnam war noch nicht mal kalt, schon setzte die völlige hemmungs- und skrupellose politische Schändung zu Zwecken der Selbstdarstellung ein. „Same procedure as every murder“ – das ist in diesem Milieu ja nichts Neues. Warum sollte man Tote auch erst mal ruhen lassen? Aber nicht doch: Lasst uns das Internet unverzüglich mit propagandistischen Narrativen vollpumpen, die auf nichts als bloßen Mutmaßungen und hundertprozentig haltlosen Spekulationen beruhen. Der Wettbewerb um die aufmerksamkeitsheischendste, sensationalistischste und clickbaitigste „Nachricht“ trampelte gewohnt elefantös durch den Porzellanladen der Pietät. Ein besonders boshafter Desinformant (dessen Hintergrund mir mittlerweile bestens bekannt ist) nutzte die Gelegenheit sogar, um sich selbst zum Superhelden des „Widerstands“ aufzuschwingen – noch bevor auch nur irgendeine nähere Information zum Attentat vorlag, versteht sich: „Die Globalisten“ hätten der Menschheit mit diesem Mord „eine Botschaft“ schicken wollen, aber „wir bleiben standhaft“. Kotztüten finden Sie neben Ihrem Monitor.  

Anderen wiederum konnte es gar nicht schnell genug gehen, die „günstige Gelegenheit“ zu nutzen, um ihren latenten Antisemitismus von der Leine zu lassen. Sie bezogen sich dabei auf eine Äußerung Kirks aus einem Interview, das kurz vor dem Anschlag mit ihm geführt worden war. Kirk behauptete oder deutete darin an, der Kulturmarxismus und die „anti-weiße Ideologie“ seien „jüdisch finanziert“. Ergo: Das kann nur der Mossad gewesen sein! Welche Quellen legte Kirk eigentlich vor? Er berief sich ausgerechnet auf den Quatschkopf Tucker Carlson, den man selbst mit viel Phantasie schwerlich als seriöse Informationsquelle einstufen kann: Erst kürzlich hatte Carlson eine vermeintliche Whistleblowerin des Pentagons zu Gast, die den Fokus seines Publikums auf das vordringlichste Problem unserer Zeit richtete: interdimensionale Aliens. Wenn das kein weiteres Sequel zu „Independence Day“ wert ist, was dann? Und kurz darauf bereicherte er die Online-Kultur des gehobenen Gaga mit einem Gesprächspartner, der ausführlich von seinen Begegnungen mit „Engeln und Dämonen“ berichtete, eingelegt in Ufo-spiritualistische Sülze. Statt aber nun erst mal zu prüfen, welche schrillen Gestalten es eigentlich sind, die das Internet permanent mit liebevoll gestalteter Vollverblödung fluten, wurden die infantilen Ergüsse des amerikanischen „Vorbildes“ Carlson natürlich gleich nach Deutschland rüberkopiert und ohne jede kritische Begleitbemerkung quasi als reine Wahrheit verkündet, um als „Beweis“ für die heimtückische Planung des Mordes durch Tel Aviv zu dienen. Wollt ihr nicht lieber mit Knete spielen?

Besonders lustig: Ausgerechnet der US-Präsident höchstselbst ließ sich nicht lumpen, direkt nach Bekanntwerden des Anschlags zu streuen, „die Linke“ habe den Tod Kirks zu verantworten. Zwar ist seine Behauptung, auf linker Seite habe man durch zunehmende rhetorische Aggressivität und latente Gewaltbereitschaft gegenüber Andersdenkenden zu einem vergifteten Diskussionsklima beigetragen, nicht ganz falsch. Allerdings sitzt Donald Trump in einem hochfragilen Glashaus, denn seine eigenen verbalen Kneipenschlägereien der Vergangenheit lieferten nur minimalistische Beiträge zur Entspannung. Dazu fällt mir leider nichts anderes ein als: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

Unterm Strich: Es ist völlig egal, auf welcher „Seite“ man Tote vergewaltigt, um sich selber „Auftrieb“ zu verschaffen, um das „Virtue signaling“ zu dominieren oder den eigenen Ansichten mehr „Reichweite“ zu verschaffen, ob es „nur“ um Selbstdarstellung geht oder um ideologische Agitprop. Ich werde mich aufgrund dieses schäbigen Verhaltens auch weiterhin für keine „Seite“ entscheiden, sondern so erfreulich ideologiefrei wie nur irgend möglich leben. Mit euren leichenschändenden Versionen von „gut“ und „böse“, von „richtig“ und „falsch“, von „links“ und „rechts“ würde ich höchstens Äcker düngen.

Bis nächste Woche.   


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