Zum Attentat auf Charlie Kirk: Ein neuer Glaubenskrieg?
„Objektive“ und „ewige“ gegen „subjektive“ und „fluide“ Wahrheit

Gegen Ende seiner irdischen Existenz ging der knapp über 30-jährige Jesus in den Tempel seines Volkes, warf ein paar deplatzierte Tische über den Haufen, stellte unbequeme Fragen, debattierte tiefgründig, empörte manche, aber erfreute andere mit seinen Antworten und entlarvte viele seiner intellektuellen Gegner und Herausforderer als Heuchler, Blender und Verführer. Dafür wurde er, unter Zuhilfenahme der Staatsmacht, getötet.
Gegen Ende seiner irdischen Existenz ging der knapp über 30-jährige Charlie Kirk in die Tempel seines Volkes – die Universitäten –, warf metaphorisch ein paar deplatzierte Tische über den Haufen, stellte unbequeme Fragen, debattierte tiefgründig, empörte manche, aber erfreute andere mit seinen Antworten und entlarvte viele seiner intellektuellen Gegner und Herausforderer als Heuchler, Blender und Verführer. Dafür, vermutlich, wurde er getötet. Ob und inwiefern unter Zuhilfenahme der Staatsmacht mag sich noch herausstellen.
Selbstverständlich war Kirk kein neuer Jesus. Wir beobachten hier aber eine bemerkenswerte Parallele in der Dynamik des Ablaufs kurz vor dem Ableben. Die Macht des Wortes aus dem Mund beider, gesprochen in den heiligsten Hallen, wurde einigen ihrer jeweiligen Zeitgenossen irgendwann zu unbequem. Übrigens: Dass es mit Kirk einen relativ jungen Mann traf, der unabhängig von den alten Medien einflussreich geworden war, ist ein Beweis vor allem für die gewachsene Macht der neuen Medien und darf allen inmitten dieser Tragik als Ermutigung und Warnung zugleich dienen. Kirk hatte einen Podcast, den er auf verschiedenen Plattformen postete und damit eine Anhängerschaft erreichte, die in die Millionen ging. Hinzu kamen Interviews mit anderen Podcastern und natürlich die Videos seiner Debattenauftritte an den Universitäten.
Eine andere Parallele ist diese: Kirk tat, was allen Christen geboten ist. Er trat in die Fußstapfen seines Herrn und tat, was in seiner Kraft stand, um den laut Matthäus letzten dokumentierten Auftrag Jesu auszuführen, nämlich zu allen Völkern zu gehen und sie zu seinen Jüngern zu machen. Der Amerikaner empfand es als seine Berufung, in die Höhle des Löwen zu gehen und selbst diese zur Umkehr zu bewegen. Er hat in dieser Hinsicht mehr getan als 99,9 Prozent aller heutigen Christen bereit sind zu tun. Indem er viele vom Christentum überzeugte und somit von der „Religion“ des Wokismus wegbewegte, hat er zudem mehr für die Freiheit getan als viele Libertäre zu wagen bereit sind.
Die „Löwen“, die links-woken Herrscher über die Universitäten, hassten ihn abgrundtief. Manche ihrer Anhänger unter den Studenten an der Universität in Utah jubelten bereits, bevor der blutende Körper Kirks vom Hocker gerutscht war. Diese Herrscher über das Denken sind – noch – die mit Abstand einflussreichsten „Influencer“ der kommenden Generationen von Bürokraten, „Experten“, Finanziers, Medienmacher und Politiker. Also der ausführenden Organe der Herrscherkaste des „Regimes der Manager“. Mehr als alle anderen sind sie für den materiellen und geistigen Zustand ihrer Nation verantwortlich, ohne jemals dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.
In Videos von Kirk unterm Zelt auf Universitätsgeländen sieht und hört man regelmäßig, dass eine große Masse Studenten ihm zujubelt, wann immer er im Disput mit einem links-woken Herausforderer einen argumentativen Punkt landet. Durch seine Interventionen fing er implizit und indirekt an, die Herrscherkaste zur Verantwortung zu ziehen, wo es ihr wehtat. Er fing an, ihr Unterstützer abspenstig zu machen. Sie sah ihre Felle davonschwimmen.
Nach seinem Tod klagte eine Kolumnistin des britischen „Guardian“, ein führendes Blatt des Linkswokismus im angloamerikanischen Raum, dass Kirk Veranstaltungen inszenierte, bei denen er vor laufenden Kameras mit „ungeschulten linken Studenten ‚debattierte‘“. „Ungeschult“ bedeutet wohl aus Sicht der Autorin Moira Donegan „nicht hinreichend in meinem Sinne indoktriniert“.
In einem anderen „Guardian“-Artikel wird ein Professor mit den Worten zitiert: „In einer Debatte, die in gutem Glauben geführt wird, besteht das Endziel darin, einen Konsens zu erzielen. Wenn dies nicht gelingt, würden viele Wissenschaftler dies als sinnlos betrachten.“ Konsens aber habe Kirk nicht angestrebt, klagt Trent Webb, seines Zeichens Professor für Schreibwissenschaften und Rhetorik und Leiter des Rede- und Debattierteams an der Hofstra-Universität in New York. Der offenbar an die Absolutheit der Dialektik glaubende Gelehrte übersieht, dass es manche Konflikte gibt, bei denen ein Konsens nicht möglich ist. Kirk ging es darum, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Seine Metabotschaft war: Es gibt eine objektive Wahrheit; subjektive Wahrheit ist eine Schimäre.
Diese Idee ist übrigens die geistige Grundlage aller Universitäten – gewesen. Es ist auch die geistige Grundlage des Christentums, weshalb so etwas wie Universitäten – von Staat und Kirche unabhängige Institutionen der Gelehrsamkeit und Forschung – organisch nur auf dem vom Christentum durchsetzten kulturellen Boden Europas entstanden; und seither vom Staat erobert wurden, um der Herrscherkaste einen Zustrom gefügiger ausführender Organe zu sichern. Kirk und seine Debattenkultur ermahnten die Universitäten – und ihre gegenwärtigen Herrscher – daran. Genau diese Kultur fürchteten und fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser.
Andere mächtige Feinde machte sich Kirk im Wahlkampf 2024. Cliff Maloney ist der Leiter von „Citizens‘ Alliance“, einer Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wahlen mit Hilfe „strategischer Graswurzelaktivitäten“ zu gewinnen. Und zwar, wie es auf der Webseite der Organisation heißt, für „Pro-Freiheits- und ‚America First‘-Kandidaten“. Im jüngst vergangenen Präsidentschaftswahlkampf verbündeten sich Kirk und seine „Turning Point USA“-Organisation mit Maloney. Dieser berichtete nach dem Attentat in einem Interview mit dem libertären Podcaster Tom Woods, wie er und Kirk die Demokraten mit ihren eigenen Waffen schlugen – siehe Link unten.
Die Demokraten hatten in vielen der von ihnen beherrschten Bundesstaaten eine ungewöhnlich langfristige Briefwahlzeit eingerichtet. In Pennsylvania zum Beispiel eine Frist von 50 (!) Tagen vor dem eigentlichen Wahltermin. Damit, so lamentierten Republikaner, hätten sie Zeit für linke Aktivisten geschaffen, Stimmen von politisch nach links neigenden Einwohnern zu sammeln, die normalerweise nicht zur Wahl gehen. Kirk und Maloney beließen es aber nicht bei der Kritik, sondern nutzten ihre Organisationen, um die Briefwahlstrategie der demokratischen Aktivisten zu kopieren, jedoch zugunsten der Republikaner. Mit Erfolg, wie man sieht.
Ein weiterer Punkt noch zur Wahl. Bei der Gebetswache für Charlie Kirk im Kennedy Center würdigte der jetzige Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. Kirk „als den Hauptarchitekten seiner Annäherung an Trump während der Präsidentschaftswahlen 2024“, so eine Meldung im „Political Theatre“-Blog von „lewrockwell.com“ – siehe Link unten. Der ehemalige Demokrat Kennedy brachte wichtige Wählerstimmen mit sich.
Nach der Wahl fing Kirk an, sich weitere Feinde zu machen – so scheint es jedenfalls. Er soll persönlich bei Donald Trump vorstellig geworden sein, um ihm vom Militärschlag gegen den Iran abzuraten. Der Präsident soll ihn „angebellt“ haben. Der „tiefe Staat“, über den Kirk sich jüngst kritisch zu äußern begonnen hatte, war gewarnt. In den Wochen vor seinem Tod kritisierte Kirk mehrfach die US-Politik hinsichtlich Israel und der Ukraine. Er fing an, öffentlich kritische Fragen zu stellen, ob das, was Washington da treibe, wirklich im nationalen Interesse der USA sei.
Obwohl es sich eines Tages herausstellen könnte, dass andere als nur der derzeitige Hauptverdächtige mitgeschossen hat, ist es derzeit müßig, sich an solchen Spekulationen zu beteiligen. Wichtiger ist derzeit etwas ganz anderes. Nämlich die durch das Attentat akut immer offenbarer werdende und unüberbrückbarer erscheinende Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft. Eine Spaltung, die sich im ganzen Westen in unterschiedlichen Ausprägungen manifestiert. Es ist eine Spaltung, die in Wahrheit vor allem der Herrscherkaste zugutekommt: Die täuschend echte Auseinandersetzung zwischen „links“ und „rechts“ erhitzt die Gemüter, während sie die eigentliche Kluft – die zwischen oben und unten, zwischen staatlich protegierten Ausbeutern und den Ausgebeuteten – überdeckt.
Die Spaltung zwischen „links“ und „rechts“ hat dennoch sehr konkrete, drastische Folgen. Sie erinnert an Religionskriege. Vielleicht eine unvermeidbare Folge der „Internetreformation“, so wie der Dreißigjährige Krieg eine Folge der Verbreitung neuer Ideen über Gott und Glaube mittels der neuen Informationstechnologie Buchdruck war. Dass der Vergleich nicht so abwegig ist, zeigt ein Satz gegen Ende des oben zitierten Kommentars von Moira Donegan im „Guardian“. Sie schreibt, dass sie Mitgefühl für den Ermordeten empfindet, der jetzt „der Gelegenheit beraubt wurde, zu lernen, zu wachsen und“ – hier das entscheidende Wort – „Buße zu tun“.
Wenn man dann sieht, wie einige in der Trump-Regierung die „Cancel Culture“ und Zensurpolitik ihrer Gegner nun wieder aufwärmen und vorantreiben, nur in die andere Richtung, dann liegt der Gedanke nahe, dass der gewaltsame Tod Kirks dem tiefen Staat mindestens gelegen kommt. Deshalb stimmt es hoffnungsfroh, dass von „rechts“ so viel Gegenwind kommt. Der Druck von Leuten wie Tucker Carlson, Candace Owens und vielen anderen haben die Justizministerin Pamela Bondi gezwungen, von ihrer Ansage zurückzurudern, gegen „Hasssprache“ vorgehen zu wollen.
Noch mehr Hoffnung macht ein anderer Vorgang. Im strammlinken Anti-Trump-Sender CNN veröffentlichte der Kommentator Van Jones, ein ehemaliger Berater von Präsident Barack Obama, dass Kirk ihn einen Tag vor seinem Tod kontaktiert hatte. Die beiden hatten sich in den Tagen davor auf X heftigst gestritten. Es ging darum, ob der vorbestrafte Schwarze, der im August in einer Bahn in North Carolina eine junge Ukrainerin erstach, dies allein deswegen tat, weil sein Opfer eine Weiße war. Kirk meinte ja, Jones hielt dagegen – und erhielt, so sagt er, Todesdrohungen in Zahl und Art wie nie zuvor. Dann kam die Direktmitteilung von Kirk. Er schrieb: „Hey, Van, ich meine es ernst, ich würde mich sehr freuen, Sie in meiner Sendung zu begrüßen, um ein respektvolles Gespräch über Kriminalität und Rasse zu führen. Ich würde mich wie ein Gentleman verhalten, und ich weiß, dass Sie das auch tun würden. Wir können uns in diesen Fragen freundlich uneinig sein.“
Mehr noch als diese Mitteilung macht die Tatsache Hoffnung, dass Jones, politisch ein Gegenpol Kirks, sie auf der CNN-Seite und auf Sendung öffentlich machte und an alle appellierte, im Geiste Kirks auf Gewalt und Zensur zu verzichten und stattdessen in „freundlicher Uneinigkeit“ zu debattieren.
Das ist löblich und vorbildlich. Aber ein ungelöstes Problem bleibt: Wie kann man freundlich uneinig bleiben, wenn man sich nicht einig ist, ob Wahrheit objektiv oder subjektiv ist? „Ewig“ oder „fluid“? Vielleicht läuft es im Westen am Ende doch auf eine politisch-geographische Spaltung hinaus und die einzige Hoffnung, die noch bleibt, ist die, dass diese Spaltung friedlich verläuft. Voraussetzung dafür wäre die Entlarvung und Entmachtung jener, die von einer ewig gewaltsamen Spaltung der Gesellschaft profitieren.
Quellen:
Cliff Maloney, CEO von „Citizens‘ Alliance“ (Tom Woods Show, Youtube, englisch)
RFK Jr. Says Charlie Kirk Convinced Him to Endorse Trump (Political Theatre, lewrockwell.com)
Van Jones: Charlie Kirk DM’d me before he was murdered. Here’s what he said (CNN)
Van Jones auf Sendung über die Direktmitteilung von Charlie Kirk (CNN, Youtube, englisch)
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