Demokratie und Gesellschaft: Top Spin … Zitat der Woche
Die Grenzen des Sagbaren nach der Rede von Frank-Walter Steinmeier zum 9. November
von David Andres drucken
„Auch Brandmauern sind porös, wenn nicht auch Distanz zur Sprache, zu den Ressentiments, zu den Feindbildern der Rechtsextremen gewahrt wird.“
… sagt Frank-Walter Steinmeier
Die Rede des Bundespräsidenten zum 9. November steckt die Grenzen des Sagbaren ab … und fordert uns damit heraus.
Die Rede, die Frank-Walter Steinmeier am 9. November gehalten hat, wirkt immer noch nach. In den Köpfen und Seelen der Parteisoldaten und systemtreuen Bürger als eine Bestärkung ihres heldenhaften Kampfes zur Verhinderung des Vierten Reiches, das in ihrer Fantasie unmittelbar vor der Tür steht. In den Köpfen und Seelen jedes kritischen und freiheitlich gesinnten Menschen als – um hier die Kolumne meines Kollegen Volker Ketzer zu zitieren – Predigt „einer Staatskirche, deren heiliges Wort ‚Demokratie™‘ heißt – aber deren Dogma längst Gesinnung ist.“
Zu dem Charakter dieser neuen Staatsreligion, die in Wirklichkeit gerade in Panik gerät, hat Volker Ketzer alles Wichtige geschrieben. Ich möchte an dieser Stelle darauf eingehen, was sich aus Steinmeiers Forderung ergibt, nicht bloß der blauen Partei fernzubleiben, sondern auch „Distanz zur Sprache, zu den Ressentiments und zu den Feindbildern der Rechtsextremem“ zu wahren. Wir wissen alles, was der Mann, der als Student für die von der DDR geförderte und vom damaligen BRD-Verfassungsschutz beobachtete, linksradikale Zeitschrift Demokratie und Recht schrieb, meint, wenn er „rechtsextrem“ sagt. Er meint nicht tatsächlich rechtsextreme Sprache und Motive, also Verherrlichung des Dritten Reiches, Nazi-Fetisch oder Holocaustleugnung. Er meint alles, was nicht exakt auf Linie mit den Vorgaben der Regierung und ihrer angeschlossenen Leitmedien ist. Sein Satz ist eine klare Drohung, dass man aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird und schon mal den Hausflur aufräumen und den Bademantel bereitlegen für die Hausdurchsuchung um 6 Uhr morgens bereitlegen darf, wenn man …
… den Islamismus oder den Islam oder auch nur das Gebaren junger, zugewanderter Männer in den Fußgängerzonen kritisiert. Was im Umkehrschluss bedeutet: Um ein heutiger © Demokrat zu sein, muss man zwar so tun, als wenn eine von einer lesbischen Frau geführte Partei mit schwulen, jüdischen und afrikanisch-stämmigen Mitgliedern der Hort des Faschismus sei, den glasklaren Chauvinismus, Sexismus, Faschismus und Antisemitismus sowie die Betrachtung nicht-muslimischer Frauen als Freiwild stillschweigend dulden. Andernfalls: Nazi.
… die großen Industrien Big Pharma und Big Tech sowie deren mächtige Ermöglichungsinstanzen wie die WHO oder das Weltwirtschaftsforum kritisiert. Was im Umkehrschluss bedeutet: Um ein heutiger © Demokrat zu sein, muss man jedwede totalitäre Maßnahme von der nächsten, angestrebten Zwangsimpfung bis zum Erzwingen des gläsernen Bürgers offenherzig begrüßen. Die Adern sind freizulegen, die Konten zu öffnen und der Körper ist als Eigentum dem Staate zu überlassen. Mitmenschen, die sich dem verweigern, sind über Meldestellen zu verpetzen und als obsoleter „Blinddarm der Gesellschaft“ (wie es die Systemkabarettistin Sarah Bosetti in der vergangenen Plandemie nannte) zu entfernen. Andernfalls: Nazi.
… jedwede Form von Verwurzelung in traditionellen Systemen wie der bürgerlichen Familie, dem Christentum oder der Liebe zur eigenen Kulturgeschichte zeigt. Was im Umkehrschluss bedeutet: Um ein heutiger © Demokrat zu sein, muss man die Familie, ja sogar die Großfamilie ehren – solange es die fremde ist. Man muss religiöse Überzeugungen und die daraus sich ergebenden Rituale und Forderungen an die Gesellschaft ermöglichen – solange es die fremden sind. Man muss Nationalstolz und den Gedanken einer kohärenten Volkskultur fördern – solange es die fremde ist. Andernfalls: Nazi.
Dass man darüber hinaus davon schwärmen sollte, gen Osten zu ziehen und den Russen zu besiegen, um heutzutage kein Nazi zu sein, setzt der ganzen orwellschen Ironie, in der alles auf den Kopf gestellt ist, die militärische Krone auf.
Was folgt jetzt daraus für uns?
Wir sollten die Worte des Bundespräsidenten als inverse Handlungsaufforderung sehen und fortan mehr denn je täglich mit anderen Menschen über die gerade skizzierten Themen sprechen. Auf der Arbeit, am Gartenzaun, im Verein, im Bekanntenkreis. Nicht jeder muss das Risiko eingehen, es öffentlich in den sozialen Medien zu machen – zumal nicht alle die Zeit dafür haben, ständig den Hausflur rein und den Bademantel knitterfrei zu halten. Aber was man im persönlichen Gespräch äußert, versendet sich einerseits, bleibt aber in den Köpfen und Seelen hängen. Im Mindesten speichert das Gegenüber ab: „Es gibt andere Menschen, die immer noch lauter Dinge denken und sagen, die in unserer © Demokratie eigentlich verboten sind … und einige davon denke ich ehrlich gesagt auch.“
Bleiben wir Quellen der Freiheit, eine Begegnung nach der anderen.
Quellen:
„Die Selbstbehauptung der Demokratie - das ist die Aufgabe unserer Zeit“ (bundespraesident.de)
Wenn der Präsident zum Prediger wird. Der Glaube an die alten Eliten bröckelt (Freiheitsfunken)
Kommentare
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