Gestahlfedert: Tango Korrupti: Der schwarze Scheinriese
Der Fall der Weimerer Republik und des Imperiums, das es nie gab
Im Mai trat bei den „Links-ist-vorbei“-Gläubigen des deutschen Würmertums die große Ernüchterung ein: Noch in der Wahlnacht, bevor der Hahn dreimal krähte, hatte ihr Dauerhoffnungsträger Friedrich Merz sie bereits nach allen Regeln der Kunst verkauft, verleugnet und verraten, indem er sämtliche seiner vollmundigen Versprechen brach, außer der „Brandmauer“, selbstredend. Doch damit nicht genug, denn er machte es sogar noch schlimmer, als er das bereits vor der Wahl generalstabsmäßig geplante größte politische Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte beging, mit dem abgewählten und bereits aufgelösten alten Bundestag mal eben das endgültige Aus für Wohlstand und Freiheit der kommenden drölfzig Generationen zu besiegeln.
Friedrich Merz ist der mit Abstand schmerzfreieste notorische Lügner, den ich jemals erlebt habe; gegen ihn sind Pinocchio und Münchhausen blutige Amateure – nur dass Merz’ Nase nicht wächst, und sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf herausziehen kann er auch nicht. Zum Ausgleich dafür ist so ziemlich alles, was er sagt, an den Haaren herbeigezogen. Allerdings vermute ich, dass die Dreistigkeit, mit der er lügt, auf dem Umstand fußt, dass dieser Mann geistig noch nicht im medialen Heute angekommen ist. Wenn er beispielsweise behauptet, er habe das Wort „Brandmauer“ nie benutzt, weil das nicht seine Art von Vokabular sei, dann geht er wohl ernsthaft davon aus, mit dieser Lüge davonzukommen, weil das beim Spiegel und bei der FAZ schon niemand hinterfragen wird. Er hat schlichtweg noch nicht verinnerlicht, dass es nach einer solchen Aussage keine Viertelstunde dauert, bis in den sozialen Medien, vor allem auf „X“, die ersten Kurzvideos, „Shorts“ genannt, viral gehen, in denen er dieses Wort sehr wohl benutzt. Die Journalisten der etablierten Medien werden längst nicht mehr gebraucht, zumal sie eh zu Hofberichterstattern degeneriert sind und bis zum Anschlag im Anus der Macht stecken. Deren vakant gewordenen Job macht nun das Volk einfach selbst, und zwar in Realtime, und braucht dafür nicht mehr als ein Smartphone mit Internetzugang.
Jedoch wollten die enttäuschten, getäuschten und verratenen Unionstreuen den vollen Umfang des Verrats nicht wahrhaben, aus verständlichen Gründen, denn das tut richtig weh. Nachdem auch die restliche Besetzung des Gruselkabinetts keinen Anlass zu realistischer Hoffnung gab, klammerte man sich in letzter Verzweiflung an einer Randfigur fest: Wolfram Robert Wilhelm Weimer, seines Zeichens Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien – ein Amt, das der Gedöns-Gerd kurz nach seinem Amtsantritt 1998 erfunden hatte. Während der Ampel wurde es zuletzt von Claudia Roth bekleidet, auch wenn mir im Zusammenhang mit dieser Personalie der Begriff „bekleidet“ nur schwer über die Lippen geht. Doch mit Weimer, so glaubte man, kommt jetzt endlich ein echter Konservativer und räumt mit dem ganzen Kulturmarxismus erst mal so richtig auf. Schließlich hatte der Mann den passenden Background: Er war Chefredakteur von „Die Welt“, der „Berliner Morgenpost“, des „Focus“ und des von ihm gegründeten Magazins „Cicero“. Aktuell war er der Mastermind hinter „The European“ sowie dem „Ludwig-Erhard-Gipfel“. Die richtige Optik und das richtige Auftreten besaß er ebenfalls. Wenn nicht der, wer dann?
Es dürfte zwar keine echte Leistung darstellen, im Direktvergleich mit Claudia Roth als Konservativer durchzugehen – das bekäme selbst Jan van Aken anstrengungsfrei hin. Doch zunächst sah es sogar recht gut aus: Als Antrittsgeschenk schaffte Weimer in seinem Puppenstuben-Ministerium gleich mal die Gender-Sprache ab und entledigte sich sodann galant einer von seiner Vorgängerin geerbten Altlast, nämlich einer Veranstaltung seines Hauses mit antisemitischen Sprechdurchfall-Vortragskünstlern, die taktvollerweise exakt auf den zweiten Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs gegen Israel terminiert wurde.
Dummerweise war jedoch ausgerechnet Jan Böhmermann – seines Zeichens als Regime-Clown verkleideter Ober-Hetzer und Chef-Scharfmacher von Himmlers Gnaden – maßgeblicher Bestandteil der gecancelten Freak-Show und sah sich aufgrund der Absage unerwartet mit einer ihm völlig neuen Facette der Realität konfrontiert, die er sonst nur seinen unschuldigen Opfern ungebremst und ungefiltert angedeihen lässt: Plötzlich waren alle gegen ihn – das konservative Lager, von Böhmermännchen ungeachtet des Umstands, dass die meisten pro Israel sind, liebevoll „Nazis“ genannt, weil er sich für eine solche Geschmacklosigkeit hergegeben hätte, und aus dem genau gegenteiligen Grund seine eigene Bubble, wo sich vornehmlich „Israel-Kritiker“ tummeln und mit halb Pallywood im Bett liegen, aber ansonsten natürlich den ganzen Tag unermüdlich gegen Nazis kämpfen.
Entweder weil Böhmermann ihm ein Stück weit leidtat oder um sich ihn nicht zu einem mächtigen Feind zu machen oder im schlimmsten Fall sogar aus Überzeugung, trat Weimer zusammen mit dem angezählten Late-Night-Lenin vor die Presse und beteuerte dieser, dass Böhmi und er weiterhin ihre oberste Priorität im gemeinsamen Kampf gegen rrrääächz sehen. Spätestens an der Stelle konnte man den Riss in der konservativen Fassade nur ignorieren, wenn man über eine Ausprägungsstufe an kognitiver Dissonanz verfügt, die in klinischen Studien nur von eingefleischten Unionswählern erreicht werden kann.
Kurz darauf deckte der freie Journalist und Blogger Alexander Wallasch einen veritablen Skandal auf: Das Online-Portal „The European“ (zur „Weimer Media Group“ von Wolfram Weimer gehörig) hatte jahrelang Reden, Interviews und Texte prominenter Personen (u. a. Alice Weidel mit fast 100 Artikeln, Alexander Dobrindt, Sahra Wagenknecht, Gregor Gysi, aber auch Papst Franziskus oder Brad Pitt) ohne deren Wissen oder Zustimmung als „eigene Beiträge“ veröffentlicht und die Urheber als renommierte Autoren des „European“ geführt – offenbar, um das Portal attraktiver für Werbekunden zu machen. Am Ende kam heraus, dass „The European“ nicht etwa das weltweit renommierte Top-Magazin war, sondern eine Luftblase, ein Big Nothingburger, basierend auf dem dreisten, im großen Stil gewerblich betriebenen Bruch geltenden Urheberrechts.
Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch lebhaft an Zeiten, als Minister wegen eigener kleinster Verfehlungen oder solcher von Mitarbeitern unverzüglich zurücktraten, um weder das Amt noch die restliche Regierungsmannschaft zu beschädigen. Oskar Lafontaine ist sogar als Finanzminister von Rot-Grün zurückgetreten, weil er unter Brioni-Gerd nicht die sozialistische Finanzpolitik durchsetzen konnte, die ihm vorschwebte, und er sich nicht verbiegen wollte, nur um weiterhin auf seinem Sessel kleben zu können. Ein Commie mit Ehre – eat your heart out, Fritz! Doch spätestens seit der Ampel, bei der skandalfreie Tage eher die Ausnahme waren, sind Rücktritte tempi passati. Weimer musste für dieses Betrugsmodell noch nicht mal Rede und Antwort stehen, sondern blubberte was von einer „rechten Kampagne“, und das reichte den etablierten Medien, um den Ball maximal flach zu halten, denn es könnte ja den Falschen nützen! Bei hehren Zielen muss die Wahrheit notfalls auch mal ein paar Tage Urlaub machen!
Doch wie sich herausstellen sollte, war das brüllend laute Schweigen der üblichen Verdächtigen nur die Ruhe vorm echten Sturm: Während man in den teuer ausgestatteten Redaktionsstuben noch fleißig damit beschäftigt war, die Nummer unter den Teppich zu kehren, ging man beim jungen, aufstrebenden Nachrichtenportal „Apollo News“ unermüdlich der Frage nach, wie genau denn mit einem Online-Magazin, für das niemand schreibt und das auch niemand liest, Geld zu verdienen ist.
Und man wurde fündig: Das eigentliche Geschäftsmodell hinter der potemkinschen Medienhaus-Fassade war der jährliche „Ludwig-Erhard-Gipfel“, eine Veranstaltung, die seit 2014 jährlich von der „Weimer Media Group“ in Gmund am Tegernsee ausgerichtet wird. Dort treffen sich namhafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien. Die Veranstalter verstehen ihre exklusive Frack-Fete als Plattform für den Austausch zwischen Entscheidungsträgern, die dort gesellschaftliche, ökonomische und geopolitische Fragen diskutieren.
Das ist zunächst nicht verwerflich, so etwas gibt es zuhauf – doch in diesem Fall gibt es das eine oder andere Beigeschmäckle:
Die „Weimer Media Group“ hat zwar einen vollmundig klingenden Namen, besteht aber nur aus Wolfram Weimer und seiner Ehefrau Christiane Goetz-Weimer, und das nach wie vor, obwohl Weimer als Bundesminister alle anderen wirtschaftlichen Engagements ruhen lassen muss, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Das schreibt niemand Geringeres zwingend vor als unser Grundgesetz, namentlich in Artikel 66: „Der Bundeskanzler und die Bundesminister dürfen kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf ausüben und weder der Leitung noch ohne Zustimmung des Bundestages dem Aufsichtsrate eines auf Erwerb gerichteten Unternehmens angehören.“ Aber gut, was soll’s, in Artikel 16a steht ja auch, dass in Deutschland niemand Anspruch auf Asyl hat, der auf dem Weg hierher einen sicheren Drittstaat durchquert hat, und das juckt bekanntlich auch niemanden, schon seit zehn Jahren nicht! Grundgesetz – wot se fack! Angesichts von mehr als drei Millionen Asylbetrügern, die illegal ins Land gelassen wurden und ebenso illegal hierbleiben dürfen, ohne dass wegen dieses permanenten Verfassungsbruchs jemals einer Bundesregierung auch nur auf die Finger geklopft wurde, kann man sich doch nicht plötzlich so kleinlich anstellen wegen einer solchen Petitesse!
Jetzt kommt der wirklich witzige Teil, wenn man so will: Durch die enge Vernetzung des Ehepaars Weimer mit den Granden von Union, SPD, FDP und Grünen (alle anderen Parteien bleiben außen vor) waren diese Veranstaltungen seitens der Vertreter aus der Politik stets hochkarätig besetzt, und dadurch, dass Weimer jetzt selbst dazugehört, wurden seine Kontakte ja nicht gerade weniger. Mitunter soll die halbe Bundesregierung dort an der Tafel gesessen haben. Dadurch ist die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung insbesondere für Repräsentanten und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft von unschätzbarem Wert.
Angesichts dessen fühlte sich das Ehepaar Weimer höchst motiviert, spaßeshalber diesen Wert doch einfach mal zu schätzen und in einen Preis umzuwandeln, mit dem man sich dann bei dieser Veranstaltung einkaufen konnte: Für den bescheidenen Einsteiger-Tarif von zwanzig Riesen gab’s einen Platz am Katzentisch, und schon für schlappe achtzig Riesen saß man quasi beim Kanzler auf dem Schoß, mit anschließendem Tête-à-Tête im Kaminzimmer. Mehr Regierungs-Romantik geht beim besten Willen nicht – ein echter Schnapper!
Hier verkauft ein Bundesminister den privaten, exklusiven Zugang zu seinen Kollegen für doch recht stolze Summen – ist das noch Korruption, oder ist das sogar schon politische Zuhälterei? Wie auch immer: Für mein Dafürhalten ist das der größte Skandal in Sachen „Verdacht auf Vorteilsnahme im Amt“ und „organisierte Korruption“ in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland! Würde dieses Land noch halbwegs normal ticken, und wäre es nicht bereits moralisch komplett auf den Kopf gestellt und sturmreif geschossen worden, dann wäre ein sofortiger Rücktritt Weimers (der eigentlich direkt nach dem Auffliegen des Betrugsmodells „The European“ angebracht gewesen wäre) nur der Anfang – in einem nicht geisteskranken Land gäbe es jetzt eine Regierungskrise, und eigentlich müsste auch der Bundeskanzler seinen Hut nehmen, nicht zuletzt wegen seiner persönlichen Nähe zum Ehepaar Weimer.
Aber nichts dergleichen passiert: Der konservative Gegenentwurf zu Bonnie und Clyde schaltete den renommierten Medienanwalt Professor Dr. Christian Schertz ein, wohl zur Einschüchterung der Presse, und reagierte erneut reflexartig mit der Behauptung, es handele sich auch hier mal wieder nur um eine „rechte Kampagne“, und das direkt in Verbindung mit einem themenfremden Seitenhieb auf die AfD, die aber weder mit der Sache selbst noch mit ihrer Aufdeckung auch nur das Geringste zu tun hat. Man wollte lediglich „Apollo News“ unzutreffenderweise in Nähe der blauen Schwefelbrüder rücken, um deren Recherchen unseriös wirken zu lassen.
Was diesmal aber nicht geklappt hat: Die Beweise, die „Apollo News“ vorgelegt haben, sind erdrückend und werden von den Weimers interessanterweise auch gar nicht bestritten. So konnte diesmal auch der Mainstream die Nummer beim besten Willen nicht mehr ignorieren, und seitdem fliegt sie hoch.
Am Mittwochabend berichteten dann auch Tagesschau und Tagesthemen, und das – man will es kaum glauben! – fair und sachlich. Der Staatsfunk hat es sogar geschafft, „Apollo News“ als Aufdecker des Skandals zu erwähnen, und das in neutralem Tonfall und ganz ohne Framing, keine der üblichen Feindmarkierungs-Worthülsen wie „rechts“, „umstritten“ oder „AfD-nah“. Das ist für mich tatsächlich die größte Sensation an der Geschichte: Was ist denn bitte hier passiert? War das etwa der berühmte Scheinwerfer, der vom „Himmel“ gefallen ist? Ist man zur Einsicht gekommen, dass es nichts bringt, außer sich noch mehr lächerlich und unbeliebt zu machen? Empfand man doch so etwas wie Respekt vor der sauberen Arbeit der jungen Leute? War man heimlich verschämt, dass die es ganz ohne ein Neun-Milliarden-Jahresbudget schaffen, so eine heiße Story zu liefern, während man selbst lieber weggeguckt hat, weil man ja nur bei der AfD nach Pleiten, Pech und Pannen zu suchen und notfalls welche zu erfinden hat? Oder hat man es einfach verpennt, weil die Framing-Beauftragte, die vorher über die Texte geht, einen Platten mit dem Lastenrad hatte?
Der Druck der medialen Berichterstattung, der sich diesmal nicht auf die alternative Bubble beschränkt, hat nun dazu geführt, dass Weimer verkünden ließ, er habe seine Hälfte an dem „Familienunternehmen“ nunmehr einem Treuhänder übertragen. Na gut, der verwaltet das dann in seinem Sinne, und die andere Hälfte gehört weiterhin seiner Frau. Klingt überzeugend nach „Weimer ist raus aus der Sache…“
Währenddessen verlassen schon die ersten Ratten das sinkende Schiff, denn einige Politiker haben ihre Zusage für den kommenden „Ludwig-Erhard-Gipfel“ bereits abgesagt. Am schnellsten reagierte jedoch Markus Söder und wies direkt nach dem Bekanntwerden der ersten Vorwürfe die Bayerische Staatskanzlei (die die Veranstaltung großzügig mit Steuermitteln bezuschusst hat) an, umgehend eine interne Compliance-Prüfung einzuleiten. Wenn Söder eins hat, dann definitiv ein feines Gespür für Situationen, Gefahren, Veränderungen und sich drehende Windrichtungen. Und wenn Söder eins definitiv nicht hat, dann sind das irgendwelche Skrupel, sich jeder Gemengelage so perfekt anzupassen, dass er auf alle so wirkt, als hätte er die momentane Haltung wie selbstverständlich immer schon vertreten. Er wirkt so überzeugend, weil er so überzeugt wirkt, was bedeutet, dass nicht auszuschließen ist, dass er sich selbst felsenfest jedes Wort glaubt. Weshalb er sich unter Unions-Anhängern auch so großer Beliebtheit erfreut. Also im Kreis von Menschen, deren verbindender Charakterzug die lustvolle Freude am Verarscht-, Belogen-, Gedemütigt- und Geschlagenwerden darstellt.
Bei Weimer hätte man derartiges eher nicht vermutet. Wenn man ihn so anschaut und ihm zuhört, will man das eigentlich immer noch nicht so recht glauben. Doch genau deswegen ist er tatsächlich eine herbe Enttäuschung auf ganzer Linie: Er ist das, was Freunde der Literatur von Michael Ende als „Scheinriesen“ bezeichnen würden, also als jemanden, der aus der Ferne betrachtet sehr groß wirkt, jedoch merklich schrumpft, je näher man ihm kommt. Aus sicherer Entfernung sah man den hochangesehenen Chefredakteur, Gründer und Herausgeber, und vor allem den erfolgreichen Medienunternehmer mit einem international relevanten Presse-Imperium, das seinen Namen trägt. Aus der Nähe und bei Lichte betrachtet findet sich ein großer Haufen Nichts.
Viel schlimmer als all die Täuschungen, Vorgaukeleien, Tricksereien, Abzocken und Vorteilsnahmen ist jedoch sein Umgang damit, dass er aufgeflogen ist: Mit jedem weiteren Tag, den er vergehen lässt bis zum Rücktritt, der am Ende eh unvermeidlich sein wird, schadet er nur der Regierung, der er angehört, und am meisten sich selbst. Und diese durchschaubaren Ablenkungsmanöver von wegen „rechte Kampagne“ machen es unnötigerweise zusätzlich noch peinlicher und vor allem unwürdiger. Was für ein kleiner Mann, dieser schwarze Scheinriese!
Henryk M. Broder hat die momentane Kern-Clique der Hauptstadtjournalisten mal sehr treffend dahingehend charakterisiert, dass jeder ihrer Berichte mehr nach einer Initiativbewerbung für den Posten des nächsten Regierungssprechers klingt. Und die meisten davon definieren ihre Bedeutung sowohl im Selbstbild als auch in der Außendarstellung allein über ihre Nähe zu den großen Entscheidern, wobei dann, wer bei Staatsbesuchen mit im Regierungsflieger sitzt, es in den Olymp geschafft hat. Vor nichts haben sie mehr Angst als vor dem Verlust dieses Status, was zwingend darauf hinausläuft, dass sie niemals etwas schreiben würden, was auch nur das geringste Downgrade zur Folge haben könnte. Womit sie als Journalisten obsolet werden und streng genommen längst keine mehr sind.
Die meisten politischen Journalisten halten sich insgeheim wahrscheinlich auch für die besseren Politiker, sind aber meistens so schlau, diesen Schritt dann doch nicht zu wagen, weil sie da ja reüssieren müssten, statt einfach nur andere zu kritisieren.
Weimer war wohl so ein Journalist, der die Nähe der Macht suchte und sich im Glanze der Polit-Stars sonnte. Es schien fast wie sein Lebenselixier. Wahrscheinlich hielt auch er sich insgeheim für den besseren Politiker, nur dass für ihn die Chance, endlich auch selbst bei den großen Jungs als einer von ihnen mitspielen zu dürfen, den ultimativen Kick darstellte. Vielleicht hat ihn dann die permanente Überdosierung körpereigenen Dopamins größenwahnsinnig und unvorsichtig werden lassen, so dass der Gedanke, das alles könnte irgendwann mal auffliegen, vor allem, wenn man sich so unübersehbar exponiert, in seinen Synapsen gar keinen Raum zur Entstehung hatte.
Gerade musste ich an einen von mir sehr geschätzten Lehrer denken, der beim Beaufsichtigen von Klausuren stets sagte: „Ihr könnt gerne pfuschen, doch macht es gefälligst so geschickt, dass ich euch nicht erwische, dann ist es mir egal. Aber wehe, einer von euch stellt sich dabei so blöd an, dass ich es merke, dann betrachte ich das als persönliche Beleidigung!“ Analog stelle ich gerade fest: Dass das Gruselkabinett Merz sich bereits nach wenigen Monaten als die bisher verlogenste und korrupteste Regierungs-Bande entpuppt hat, ist es noch nicht mal, was ich an der ganzen Nummer am erbärmlichsten finde, sondern dass diese Schiffschaukelbremser sich dabei auch noch so dermaßen blöd und dilettantisch angestellt haben, dass ihnen ein paar Anfang-20-jährige Bengels, die bis vor kurzem noch eine Schülerzeitung rausgebracht haben, auf die Schliche gekommen sind!
(Sorry, „Apollo News“, falls das falsch rüberkam: Das sollte ein Kompliment sein, denn ich bin euer treuer Fan – und obendrein unsterblich verliebt in Larissa; vor allem, wenn sie ihre Spottlieder singt und dabei Gitarre spielt!)
Kommentare
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