03. März 2024 22:00

Deutschlands Verteidigungspolitik Von der Wehrpflicht

Was würde für ihre Wiedereinführung sprechen?

von Stephan Unruh

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Bildquelle: 360b / Shutterstock Bundeswehr am Limit: Erneute Verpflichtung zum Strammstehen?

Gleich vorweg: Es ist völlig utopisch, dass Deutschland in den kommenden zehn bis 15 Jahren die Wehrpflicht wieder einführen könnte (und danach hat es sich aufgrund der Islamisierung eh erledigt). Ein Land, das nicht einmal in der Lage ist, ein einzelnes Schiff auf seiner Mission mit hinreichend Munition zu versorgen, ist garantiert nicht in der Lage, eine logistische Mammutoperation wie die Wiedereinführung der Wehrpflicht durchzuführen. Tatsächlich müsste sie nicht wieder eingeführt werden, da sie nicht abgeschafft wurde – sie ruht aktuell nur. Aber das ist dann was für Juristen unter den Akademikern. Es fehlt an der gesamten Infrastruktur dazu. Wo sollten denn alleine die Ausbilder dafür herkommen? Das Gros der Bundeswehr besteht aus Bürohengsten, die auf die Pensionierung warten, und aus jungen Frauen, die ihren Halbtagsjob eben in Uniform ausführen und ansonsten – wie in jedem anderen Büro auch – auf ihre Work-Life-Balance achten. Dazu noch ein paar Transvestiten, Homosexuelle und Paradiesvögel, um das Geld der Steuerzahler auch möglichst divers zu verbrennen. Echte Soldaten, im besten Wortsinne, wird man in der Bundeswehr hingegen allenfalls nur noch vereinzelt finden.

Auf der anderen Seite sieht es übrigens nicht besser aus. Um aus der vollständig wohlstandsverwahrlosten letzten Generation wieder echte Männer zu machen, bräuchte es vermutlich mehr als eine Dekade und die Verluste lägen deutlich über 50 Prozent.

Das vorab. Dann, um die Diskussion zu befeuern, fände ich persönlich es keinesfalls verkehrt, wenn junge Männer für circa zwölf Monate zum Barras oder eine alternative gesellschaftsdienliche Tätigkeit ausüben müssten. Ja, es ist Zwang und verstieße gegen ein hehres libertäres Prinzip. Na und? Zwänge sind Teil unseres Lebens und unserer Existenz. Freiheit entsteht auch und gerade im konkreten Umgang mit ebendiesen. Man muss es sich schon in den allerobersten Stockwerken des libertären Elfenbeinturms höchst gemütlich eingerichtet haben, um zu glauben, dass eine Gesellschaft völlig ohne Zwang auskäme: Wenigstens 80 Prozent der Menschheit sind nicht autonom (sprich selbstgesetzgebend) im Kant’schen Sinne, und das gemeinsame Zusammenleben würde sich ohne ex- und implizite Zwänge recht schnell in ein Hauen und Stechen auswachsen. Grob formuliert: Wären alle menschlichen Individuen autonom (im Kant’schen Sinne), bräuchte es keine Zehn Gebote …

Ich will meine diesbezügliche Perspektive etwas weiter ausführen und abschließend von meinen eigenen Erlebnissen beim „Zivi“ berichten.

Gerade einer Gesellschaft, in der inzwischen mehr als 50 Prozent der Jugendlichen mit dem höchsten Schulgrad abschließen, um dann auf die Universitäten gehen, täte es sehr gut, wenn diese 50 Prozent nicht erst in der zweiten Hälfte ihrer dritten Lebensdekade in Kontakt mit der Realität kämen – die zumeist aus frühem Aufstehen, nicht immer er- und ausfüllenden Tätigkeiten, schlecht gelaunten Vorgesetzten, schwer erträglichen Kollegen und ähnlichem Unbill besteht. Die Armee wäre (und ist) ein mögliches Instrument für diesen ersten Realitätskontakt. Ordnung, Disziplin, Gehorsam (zu einem gewissen Grad), Sauberkeit, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und nicht zuletzt das Erwerben konkreter Fähigkeiten sind Grundlagen einer funktionierenden Gesellschaft – diese kann die Armee vermitteln (zu einem gewissen Grad). Eine der tieferliegenden Ursachen, weshalb insbesondere Deutschland vor die Hunde geht, ist darin zu suchen, dass die linksversiffte Hippiemischpoke, welche die gesellschaftlichen Narrative seit 1968 kontrolliert (und die leider auch Eltern wurden), eben diese Tugenden als klassische Tugenden eines KZ-Managers abtat und seit mehr als 50 Jahren konsequent entsorgt. 

In einer Armee könn(t)en zudem gerade die unteren gesellschaftlichen Schichten von zusätzlichen Ausbildungen profitieren – in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben nicht wenige während des Wehrdienstes ihren Lkw-Führerschein gemacht und sich so eine Basis für den möglichen Broterwerb geschaffen. Das gilt nicht nur für Führerscheine, sondern auch für zahlreiche andere Fähigkeiten.

Auch stünde es jungen Männern gut an (nicht nur aufgrund der laufenden Invasion

aus der arabischen Welt), wieder beziehungsweise überhaupt erst einmal wehrfähig(er) zu werden – ich bin der festen Überzeugung, dass beispielsweise ein Mann schießen können und insgesamt mit Waffen umzugehen wissen sollte. Dass Gewalt und die Anwendung derselben ihn nicht bis in Mark erschüttern und seelisch zerrütten dürfen. Jenes „Selig sind die Sanftmütigen“ aus Matthäus 5.5 ist eine grob falsch Übersetzung; das „Blessed are the meek“ der Kings James Bible trifft es besser – zumindest wenn man diesen Worten die Bedeutung zuschreibt, die „meek“ anfang des 17. Jahrhunderts hatte: ein Schwert gegürtet haben, es aber nicht ziehen. Quasi das „Si vis pacem, para bellum“ mit dem Zusatz „Sed noli quaerere bellum“. Mit all den wehrlosen Lauchen, die circa 90 Prozent der jungen Deutschen ausmachen, ist sicher niemandem geholfen (außer den Invasoren und Besatzern).

Nun zu meinen eigenen Erfahrungen. Rückblickend waren für mich die offiziell 13 Monate, die ich damals den Wehrersatzdienst ableisten musste, eine mehr als wertvolle Erfahrung. Natürlich hatte ich zunächst keine Lust darauf und habe über die Zwangsverpflichtung geschimpft wie ein Rohrspatz, aber es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, mich zur Vermeidung dieses Zwangs derart selbst zu entwürdigen, wie es hier ein Autorenkollege kürzlich beschrieb, zumal es auch unaufrichtig gewesen wäre. Und so wählte ich meinen „Tod“ selbst – das alleine war bereits eine ungemein wichtige Erfahrung: Es gibt Dinge, die kann man nicht vermeiden, aber man kann sie gestalten.

In der Folge habe ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig Geld verdient. Unter dem Strich gab’s um die 1.300 DM, weil ich als Mobiler Sozialer Hilfsdienstler in die oberste Soldkategorie fiel – wir mussten auch mit „unangenehmen“ Fällen wie Dementen, Inkontinenten und ähnlichen umgehen. Darüber hinaus gab es jede Menge Trinkgeld von den etwas rüstigeren Alten, für die man einkaufte, putzte und ganz allgemein einen selten sozialen Kontakt darstellte – zumal an Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Neujahr. Ich habe damals an jedem dieser Tage Dienst geschoben. Die Zivikollegen zahlten dafür noch einmal extra, wenn man den Dienst übernahm, und als Sonderbonus generierte man so auch noch zusätzliche Urlaubstage. Dank dieser und den Wochenenddiensten endete meine reale Dienstzeit fast vier Monate früher – der Rest war bezahlter Urlaub. Unter dem Strich stieg ich somit gerade mal ein Semester später in die Uni ein als ohne Zivildienstzwang … Dort verschwendete ich dann rund vier Jahre mit einem komplett sinnlosen Studium.

Auch jenseits vom Geld: Es war eine unschätzbar wertvolle Erfahrung, Einblicke in die Leben „alter Menschen“ zu bekommen: wie diese fast vollendeten Leben oft einsam, aber auch glücklich und erfüllt sein können – das Ehepaar H. beispielsweise, beide fast 100 Jahre alt, gab mir eine Idee, wie man eine Ehe glücklich und erfüllend über mehr als 70 Jahre führen kann. Ebenso werde ich nie die Schreie von Herrn K. vergessen, als es daran ging, seinen Blasenkatheter zu wechseln. Der Mann war schwerst dement, aber er wusste, was es bedeutete, wenn ein bestimmter Arzt zu Besuch kam. Die Besuche bei Frau A. wiederum waren auch „unvergesslich“, da sie ihre Wohnung regelmäßig großflächig mit Kot beschmierte … Auch sonst werde ich viele Geschichten nicht vergessen, wie beispielsweise die Berichte eines Afrikakorpskämpfers, die Erzählungen einer weit über 90-Jährigen, die lebhaft von ihrer Kindheit in Qingdao als Tochter eines Kolonialbeamten berichtete, und natürlich immer wieder die ungemein prägenden Erlebnisse des Bombenterrors und der Vertreibung. Echos aus einer – für einen damals 19-Jährigen – unendlich weit entfernten Welt, die aber tatsächlich doch weniger als ein Menschenleben zurücklag.

Ich hatte damals übrigens keinen Führschein und folglich auch kein Auto, legte also meine Route stets mit dem Fahrrad zurück. Bis zu 20 Kilometer am Tag bei Wind und Wetter zu radeln, war ebenfalls eine gute, wenn auch nicht unbedingt immer angenehme Erfahrung.

Nun ist mir klar, dass es vielleicht nicht jeder so gut traf wie ich – ein Freund von mir landete beispielsweise bei der Marine und war schockiert ob des rechtsextremen Gedankenguts, das auch bei den Offizieren offen kommuniziert wurde, ein anderer war als Nachtportier in irgendeinem Amt tätig und wäre wohl beinahe an Langweile gestorben. Beide haben sich einteilen lassen und gestalteten den Zwang nicht proaktiv. Andere Freunde berichteten wiederum von ihrer Zeit bei den Funkern oder den Feldjägern nur Positives.

Letzten Endes aber ist die Diskussion ohnehin akademisch, denn es wird nicht dazu kommen – selbst wenn die Russen eines Tages wieder an der Oder stehen sollten oder Wien von den Osmanen belagert werden sollte. Ach halt, der goldene Apfel ist ja schon längst gefallen.

Aber – und das ist der eigentliche Auslöser für diese Kolumne – die Werteunion des H. G. Maaßen ist nicht wegen der Forderung nach Wiederaufnahme der Wehrpflicht unwählbar (wie das die Kollegen Moczarski und Koll jüngst konstatierten), sondern weil dieser sechs lange Jahre als Geheimdienstkoordinator zahllose Schweinereinen nicht nur federführend begleitete, sondern viele überhaupt erst ermöglichte und anschließend vertuschte. Der Mann mag vieles sein – ein moralisch integrer Mensch ist er nicht (Stichworte: Breitscheidplatz, NSU oder auch Snowden) und sicherlich keinesfalls jemand, der die Republik wieder vom Kopf auf die Füße stellen könnte und wollte (!). Sein Stolpern über die „Hase, du bleibst hier“-Petitessenposse, bei der er ausnahmsweise einmal Ehrlichkeit walten ließ, machen das Kraut da aber sicher nicht fett.

Übrigens: Wie steht die die Maaßen-Partei eigentlich zur Schulpflicht?


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