Im Gleichschritt: Die neue Normalität: Kriegswirtschaft
Es kann wieder Nein-Sagen geübt werden
von Christian Paulwitz drucken

Wie in den guten alten Zeiten des Kalten Krieges tagte das deutsche Regierungskabarett (manche sprechen auch von „Kabinett“) im Verteidigungsministerium. Kanzler und Verteidigungsminister klopften sich verbal auf die Schulter und wiesen auf einen Strauß von Gesetzen hin, auf die man sich in der Regierung geeinigt habe, um sie der theoretischen Legislative demnächst zum Abnicken vorzulegen. Großartig, wie schnell man in der nun endlich besten Regierung aller Zeiten Entscheidungen treffe. Zuvor war man noch schnell vom NATO-Oberbefehlshaber „gebrieft“ worden. „Russland ist und bleibt auf lange Zeit die größte Bedrohung für Freiheit, Frieden und Stabilität in Europa.”
Sie verstehen. Was bleibt einem da als Regierung schon übrig?
Im Zentrum stand vergangene Woche der Griff nach der jungen Generation, genauer gesagt nach denen, die ab nächstem Jahr das 18. Lebensjahr vollenden. Die Boomer – zumal die kinderlosen – dürfen aufatmen und weiter ihre Regierung wählen, denn es scheint sie ja nicht zu betreffen. Warum eigentlich die 18-Jährigen, wenn man doch so schnell wie möglich eine kriegstüchtige Armee aufbauen will? Selbst in der Ukraine werden die Männer im Alter unter 25 Jahren noch nicht an die Front gezwungen. Aber vermutlich hat man die 18-Jährigen noch besser unter Kontrolle durch die Staatsschulen-Indoktrination und kann sie leichter dazu manipulieren, sich freiwillig zu melden. Denn gezwungen soll ja erst einmal noch keiner werden, wird das Volk beruhigt.
Die gute Nachricht für die jungen Leute: Es gibt wieder Bratwurst. Nein, natürlich nicht in den Bundeswehrkantinen. Da wird ja wohl die politisch absolut korrekte „Planetary Health Diet“ ausgegeben, um wenigstens den Krieg gegen den Klimawandel zu gewinnen. Zwar wird sich die nicht wesentlich von dem Fraß unterscheiden, den es auch schon vor 30 Jahren gegeben hat, abgesehen von den fehlenden Fleischspuren; er heißt jetzt nur anders. Die „Bratwurst“ steht natürlich symbolisch für das Bonbon, das Politpsychopathen gewähren, wenn Sie einem irgendeinen Dreck aufzwingen wollen. Die neue Bratwurst ist der Führerschein, dessen Erwerbskosten durch das Vorschreiben von einer stetig zunehmenden Anzahl von Mindestfahrstunden, Regulierungen, Energiekosten und immer mehr Bullshit-Schulungsinhalten in astronomische Höhen getrieben wurden. Für junge Leute in der Ausbildung ist der Führerscheinerwerb so zu einer Hürde auf dem Weg zur erhöhten Mobilitätsunabhängigkeit geworden. Das war ja auch Sinn der Sache, denn die Zukunft soll ja in 15-Minuten-Städten und kontrollierter Menschenhaltung liegen. Der Vorschlag von Roderich Kiesewetter, die deutsche Staatsbürgerschaft als Bratwurst für ausländische Jugendliche zu verkleiden, dürfte dagegen wenig erfolgversprechend sein, seit sie einem auf jedem Flohmarkt um die Ecke hinterhergeworfen wird.
Auf dem Weg in die Räte-Republik hat das Kabarett nun auch die Einrichtung eines „Nationalen Sicherheitsrats“ beschlossen. Denn: „Sicherheit steht für die Bundesregierung im Ganzen weit oben auf der politischen Agenda.“ Das Problem im Land der täglichen Messergewalt und Vergewaltigungen: Der neue „Sicherheitsrat“ kümmert sich ebenso wie Bundespolizei, Landespolizeien, Bundeskriminalamt, Bundes- wie Landesämter für „Verfassungsschutz“, Bundeswehr, BND, Katastrophenschutzbehörden oder Militärischer Abschirmdienst nicht um die größten Sicherheitsgefährder des Landes, sondern untersteht ihnen. Mit einer steigenden Zahl staatlicher Sicherheitsdienste und Institutionen wurde es in einem Land nie sicherer, nur ärmer.
Man neigt in Deutschland dazu, großräumigere Tendenzen nicht so wahrzunehmen, weil man das eigene Land für viel bekloppter als alle anderen hält, die unmöglich genauso irre sein können. Doch nicht nur in Deutschland wird die Bedrohung von Bevölkerungsgruppen durch Militärzwang ausgeweitet. Anlässlich eines Treffens von Außen- und Verteidigungsministern in Dänemark wurde vergangene Woche auch über die Ausweitung des dortigen Militärkomplexes berichtet. Hier wurde der Kriegsdienstzwang bereits auf Frauen ausgedehnt, die sich ab diesem Jahr für eine mögliche Einberufung registrieren lassen müssen. Das mag man nachvollziehen können, da es Dänemark bei der Verteidigung Grönlands ja nicht nur mit Russland, sondern auch mit den USA aufnehmen werden muss. (Die Realität wird ja nur durch einen Schuss Ironie und Zynismus erträglich.)
Aber warum um Himmels willen will man beispielsweise die niederländische Armee unbedingt so stark vergrößern? Dort spricht man von Plänen, das Personal mehr als zu verdoppeln, wenn auch noch ohne die Androhung einer Zwangsrekrutierung, jedoch einer skalierbaren weiteren Erhöhung durch Reserven. Es kann ja wohl kaum die Bedrohung durch die russische Armee sein, die ja nach den alten NATO-Plänen des Kalten Krieges durch die atomare Verwüstung Deutschlands zuverlässig gestoppt würde. Möglicherweise liegt ja die atomare Wüste nach aktuelleren Plänen etwas östlicher als früher mal geplant war, was man doch aus Sicht der Niederlande sogar entspannter erwarten könnte als früher.
Könnte es vielleicht sein, dass der personelle Aufbau von Armeen in der Zeitenwende zum Ende des Papiergeldalters von den Mächtigen zu ganz anderen Zwecken vorangetrieben wird, als offiziell behauptet? Vielleicht geht es doch jeweils eher um inländische Bedrohungen?
Ich meine, wir wissen ja, wie ehrlich politische Unternehmer immer mit der Öffentlichkeit umgehen. Eben.
Noch werden die jungen Leute in Deutschland nur angeschrieben und manipuliert, aber nicht direkt in den Kriegsdienst gezwungen. Wir sollen also hoffen, dass sich genügend freiwillig melden, damit keiner mit größerem Nachdruck gezwungen werden müsse. Was für ein perfides Psychopathenspiel! Genau das Gegenteil ist richtig: Es handelt sich um einen Test über die Höhe der politischen Kosten zur Einrichtung von Zwangsdiensten im Allgemeinen. Die Kriegsbedrohung ist nur die ultimative Kulisse für die Transformation zur Kriegswirtschaft. Melden sich viele, so wird der Widerstand gering sein, das Zwangsdienstwesen auszuweiten. Wenn sich die einen schon für den Militärdienst opfern, so kann man von den anderen doch wenigstens erwarten, sich für andere Dienste zur Verfügung zu stellen. Das sei nur gerecht, so wird es heißen. Die totale Kommandowirtschaft ist der Weg, um nach dem Zusammenbrechen des Wohlstands durch die vorangegangene Inflationierung der Geldmenge, Schuldenwirtschaft und Staatsausweitung die Machtstrukturen zu erhalten.
Die Propagandaorgane lassen derzeit verlauten, dass die Nachfrage zum Eintritt in den Militärdienst deutlich gestiegen sei; das ist angesichts des wirtschaftlichen Niedergangs und zunehmender Perspektivlosigkeit gerade für schlecht ausgebildete Berufsanfänger gar nicht mal unglaubwürdig. Es ist jedoch zu hoffen, dass die Massenabfrage der Kriegsdienstbereitschaft dennoch ein Rohrkrepierer wird. Am besten sollte unterhalb der ersten Sanktionsschwelle auf Aufforderungen gar nicht reagiert werden.
Die in der Presseerklärung genannte Begründung für die Ausweitung des militärischen Komplexes ist übrigens ein Schenkelklopfer: „Denn Russland führt längst hybride Attacken gegen uns: durch Sabotage, Cyberangriffe und gezielte Desinformation.“ Also das, woraus die deutsche Regierungspolitik der letzten Jahrzehnte so bestanden hat. Wenn das mal keine Steilvorlage ist, sich gegen den gesamten politischen Apparat zu wehren und „Nein“ zu sagen.
Quelle:
Im Zeichen der Sicherheit (Bundesregierung)
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