Eine Ent-Täuschung?: Nette Plauderstunde mit Alice Weidel und Elon Musk
…mit interessanten Hinweisen, was wir alles nicht erwarten können
von Christian Paulwitz drucken
Nein, es gab keinen Stromausfall und auch keinen Zusammenbruch des Internets wegen „Wartungsarbeiten“ bei der für vergangenen Donnerstag mit einiger Spannung erwarteten X-Space-Stunde zwischen Alice Weidel und Elon Musk. Auch „unsere Demokratie“ scheint zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen bleibenden Schaden davongetragen zu haben, obwohl Ex-EU-Kommissar Thierry Breton schon einmal gedroht hat, auch in Deutschland könnten wie in Rumänien unter dem Vorwand eines Tatbestands unzensierter Meinungsäußerungen Wahlen annulliert werden, wenn das Ergebnis unerwünscht ist. Wie letzte Woche dargelegt, hege ich Zweifel, ob dies durchsetzbar wäre. Rumänien mag als Test gedacht gewesen sein; damit hat man aber auch schon eine beträchtliche Menge totalitären Pulvers verschossen.
Bevor ich meine inhaltlichen Anmerkungen mache, möchte ich erst einmal feststellen, dass eine Plauderei wie diese nicht überbewertet werden sollte. Es handelte sich nicht um programmatische Grundsatzerklärungen, sondern um ein lockeres Gespräch zwischen zwei kultivierten Menschen buchstäblich über Gott und die Welt – wenn auch in umgekehrter Reihenfolge –, die sich gegenseitig respektierten, einander zuhörten und ausreden ließen. Nach dem Maßstab des konventionellen Medienbetriebs also um etwas sehr Ungewöhnliches. Bei einer Gesamtzeit von rund 75 Minuten braucht es am Anfang etwas Zeit, um sich abzutasten und den richtigen Stil zu finden, wozu der Austausch von ein paar Freundlichkeiten gehört. Für Weidel war das eine Chance, vor einem größeren Publikum gehört zu werden, da sucht man die Gemeinsamkeiten mit dem Gastgeber und vermeidet mögliche Gegensätze. Man tritt sich nicht auf die Füße und redet lieber über ein paar Dinge, wo man sich auf gleicher Wellenlänge weiß, wie sichere Grenzen gegenüber Einwanderung in die Sozialsysteme, innere Sicherheit und Energiesicherheit.
Und Weidel machte einen guten Eindruck; ihr Englisch sicher und auf sehr gutem Niveau – dass sie sich einmal zur Seite wendete, weil ihr gerade ein Wort nicht einfiel, und bei ihrem unsichtbaren Team nachfragte, wirkte eher sympathisch und ließ ganz nebenbei durchblicken, dass sie professionell vorbereitet war. Sie ging mit einem Konzept in das Gespräch, hatte sich offenbar ein paar Zahlen zurechtgelegt. Wenn sie dann von der jährlich produzierten Energiemenge eines Kernkraftwerks von „kilowatt per hour“ sprach, wo sie Kilowattstunden meinte – geschenkt. So was kommt vor, war leichter richtig zu verstehen als weiland Cem Özdemirs „Gigabit“, die Zahlen passten und waren richtig skaliert. Wenn ich die sonstigen Kommentare rund um das Gespräch so anschaue, dann fällt sowas wahrscheinlich sowieso nur Freaks wie mir auf, die sich schon unter körperlichen Schmerzen winden, wenn Elektrotechniker-Kollegen aus Mundfaulheit von „Kilowatt“ sprechen, wenn sie eigentlich Kilowattstunden meinen.
So in Plauderstimmung ist es doch interessant, wo sich Weidel geschmeidig auf ihren Gesprächspartner einstellen konnte. Sie ist eine versierte Politikerin und verfügt als solche über die notwendige Anpassungsfähigkeit. Man kann sicher kein libertäres Profil von ihr erwarten, auch wenn sie die AfD als „conservative-libertarian“ vorgestellt hat. Manche Libertäre mögen das daneben finden, aber wie hätte sie das im Deutschen übliche „konservativ-liberal“ denn ins Englische übertragen sollen, wenn man dort unter den „liberals“ viel deutlicher Sozialisten versteht als im Deutschen, trotz FDP? Umso kontrastreicher fand ich, wie mühelos sie sich auf eine technokratische Politiksicht einlassen konnte. Das kam schon auch ein bisschen von innen – nicht unbedingt als originärer Charakterzug, sondern als Auswirkung des Politikmilieus auf die Person. Da wird dann geschmeidig für die Kernkraft argumentiert mit der Begründung der Reduzierung von CO2-Emissionen.
Wie bitte?
Elon Musk mag ja viel Geld mit dem CO2-Zertifikatehandel verdient haben, aber in der AfD ist doch die Diskussion um den CO2-Schwindel längst entschieden, oder nicht? Bei der Kernkraft geht es um die Frage einer stabilen und kostengünstigen Stromversorgung, sonst nichts, außer natürlich man redet mit Elon Musk. Sollte es zum politischen Narrativwechsel auch in Deutschland inklusive Fall der Brandmauer kommen, wie ich dies letzte Woche vermutet habe, können wir uns in der Tat auf einen Strauß technokratischer Blüten gefasst machen, um meinen Freiheitsfunken-Kollegen Axel B.C. Krauss zu zitieren, der in seinem letzten Beitrag nicht ohne Grund sehr viel schärfer als ich formuliert hat, worauf wir uns einstellen können. Nicht zuletzt werden wir das beim Migrationsthema sehen: Bevölkerungsverschiebungen planen und die innere Sicherheit als Universalbegründung für Staatsmaßnahmen – Technokratenherz, was willst du mehr? Wer könnte da auf die Idee kommen, den Staat zurückbauen zu wollen?
Und noch eins drauf: Völlig ohne Not bringt Weidel die Unterstützung von Trumps Forderungen nach höheren Militärausgaben von europäischen NATO-Ländern wie Deutschland ins Gespräch, damit diese weniger abhängig von der militärischen Unterstützung durch die USA würden. Geht’s eigentlich noch?
Trump wird solche Schmeicheleien natürlich gerne hören, denn schließlich soll mit den höheren Militärausgaben vor allem der US-amerikanische, militärisch-industrielle Komplex bedient werden und Trump so den Rücken etwas frei bekommen, wenn diese Interessen besser durch die Auslandssatelliten befriedigt werden. Nicht erst seit den US-Aktivitäten in der Ukraine darf man durchaus Zweifel haben, dass das US-Militär in Europa und insbesondere in Deutschland der Erhöhung der Sicherheit in Europa dient. Zahlreiche Operationen im „Krieg gegen den Terror“ wurden von US-Militärbasen in Deutschland ausgeführt. Zum Dank dafür hat übrigens ausgerechnet die Trump-Administration 2019 den Sanktionsterror gegen Firmen durchgesetzt, die sich am Bau der Nordstream-2-Pipeline beteiligt haben, der von vitalem Interesse für die deutsche Energieversorgung war, um hier noch einmal den Bogen zurückzuschlagen – alles schon vergessen?
Apropos Schutz durch das US-Militär: Ist damit eigentlich auch der Schutz von wichtiger Infrastruktur gemeint, deren Zerstörung jedenfalls ein terroristischer beziehungsweise unter staatlicher Beteiligung ein kriegerischer Akt wäre? Oder eher das Gegenteil?
Einvernehmen zwischen Weidel und Musk herrschte jedenfalls im Bekenntnis zum Staat Israel – ich bin immer froh, wenn mir diese Frage nicht gestellt wird, weil ich immer noch am Grübeln bin, ob man einem Volk, gegen das man nichts hat, einen Staat wünschen kann; das gleiche Problem habe ich natürlich bei den Palästinensern, gegen die ich ebenfalls nichts habe. Und einig war man sich auch in der Einstufung des Nationalsozialismus als „links“. Weidel nannte Adolf Hitler einen „Sozialisten und Kommunisten“, und seither streitet man sich im Netz erbittert darüber, wie sie nur behaupten könne, dass Hitler ein Kommunist gewesen sei, das sei doch falsch – schließlich habe er die Kommunisten verfolgt.
Falls ihre Absicht war, das Overton-Fenster zu verschieben von der Diskussion, ob Hitler tatsächlich „rechts“ oder doch „links“ war, hin zur Streitfrage, ob er nicht nur Sozialist, sondern sogar Kommunist war, dann waren ihre Sätze genial.
Tatsächlich denke ich, dass ihr klar sein müsste, dass Hitler kein Kommunist war – nicht weil er Kommunisten verfolgt hat (wenn Kommunisten verfolgt wurden, dann nicht selten von anderen Kommunisten, siehe Geschichte der Sowjetunion), sondern weil das ökonomische Konzept des Nationalsozialismus wie auch des italienischen Faschismus zwar ein sozialistisches Konzept war, aber ein anderes als das des Kommunismus. Klar herausgearbeitet hat das im Jahr 1942 Ludwig von Mises in einem Brief an die New York Times (siehe den unten verlinkten Beitrag des Ludwig-von-Mises-Instituts). Kurz zusammengefasst verstaatlicht der Kommunismus die Betriebe und Produktionsmittel, während sie im Nationalsozialismus formal in privater Hand bleiben, jedoch der Staat darüber bestimmt, was in welcher Menge und zu welchen Preisen produziert werden soll beziehungsweise darf und welche Löhne gezahlt werden. Die Unternehmer werden zu Betriebsführern degradiert. Es ist das Modell der Zwangswirtschaft, das an die heutige Abhängigkeit der Betriebe von der Politik diesseits und jenseits des Atlantiks erinnert und besonders in den Corona-Maßnahmen, allgemein den Konzepten des „Great Resets“ und insbesondere der CO2-Planwirtschaft – Stichwort CO2-Zertifikate – deutlich wird. Heikles Terrain bei einer Plauderei mit Elon Musk mit seinen staatsverflochtenen Geschäftsmodellen.
Quellen:
Eurokraten-Drohung zur Bundestagswahl (Berliner Zeitung)
Die Show wird immerhin besser… (Christian Paulwitz, Freiheitsfunken)
Viel Glück, Gesundheit und Erfolg für 2025! (Axel B.C. Krauss, Freiheitsfunken)
Nord Stream 2: Trump approves sanctions on Russia gas pipeline (BBC)
Kein Kapitalismus: Mises erklärt die Ökonomie der Nazis (Ludwig-von-Mises-Institut)
Kommentare
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