19. Dezember 2023 22:00

Populäre Irrtümer der Linken Hilfe, überall herrscht Personalmangel!

„Wenn sie nicht zwangsversichert werden, versaufen sie die Kohle“

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Personal- und Fachkräftemangel: Ein staatlich bedingtes Problem

In meiner letzten Kolumne schloss ich damit, dass der technologische Fortschritt keineswegs dazu führt, dass „uns“ die Arbeit ausgeht, sondern dass dies eine handlungslogische und ökonomische Frage ist und keine technische. Solange es noch unbefriedigte Bedürfnisse gibt, die mit der Handlung eines anderen befriedigt werden könnten, gibt es Arbeitsangebote. Durch Kapitalbildung und technologischen Fortschritt können immer weniger drängende Bedürfnisse befriedigt werden, die vorher unbefriedigt bleiben mussten.

Menschen, die bereits in der Realität angekommen sind, wissen aber, dass uns keineswegs die Arbeit ausgegangen ist. Handwerk und Mittelstand suchen händeringend nach Personal. Wieso finden sie keines?

Dann zahlt doch einfach mehr!

Ein Linker könnte meinen, dass die Arbeitgeber schlicht zu geizig sind. Wenn sie nur genug bezahlen würden, dann würde vielleicht sogar ein professioneller Bürgergeldbezieher die Ärmel hochkrempeln. Allein, die Höhe des Gehaltes liegt in der Marktwirtschaft – anders als im staatswirtschaftlichen Bereich – nicht im Belieben des Unternehmers. Die Obergrenze für die Löhne wird durch die Grenzproduktivität der Arbeit bestimmt, also wieviel zusätzliche Umsatzerlöse sich der Unternehmer durch die Einstellung eines Arbeitnehmers verspricht. Liegt dieser Betrag unterhalb der Lohnkosten, die er bezahlen müsste, um einen zusätzlichen Arbeitnehmer einzustellen, würde ihm dies Verluste einbringen, und macht er dauerhaft Verluste, wird sein Kapital aufgezehrt und er verschwindet vom Markt. Der Bäcker kann eben nicht 10.000 Euro im Monat für einen Verkaufsmitarbeiter aufwenden, wenn er nicht davon ausgeht, dass er dann auch 5 Euro fürs Brötchen bekommt.

Auf Dauer kann dieser Personalmangel dazu führen, dass bestimmte Branchen schrumpfen oder ganz vom Markt verschwinden. Oder der Bereich wird von einer marktwirtschaftlichen Produktionsstruktur in die staatswirtschaftliche Produktionsstruktur überführt, wo nicht Angebot und Nachfrage die Produktion bestimmen, sondern Zwang und Befehl.

„Konkurrenten“ zu den marktwirtschaftlichen Arbeitgebern

Heute haben es viele privatwirtschaftliche Unternehmer bei der Nachfrage nach Personal mit der Konkurrenz staatswirtschaftlicher und staatlich privilegierter Personalnachfrager zu tun oder mit der „Konkurrenz“ durch die staatswirtschaftliche Versorgung von Arbeitsfähigen mit Bürgergeld.

Je höher das Bürgergeld, desto unattraktiver ist es tendenziell zu arbeiten. Der Grenznutzen der zusätzlichen Geldeinheiten, die durch Arbeit verdient werden können, ist geringer, als der Grenznutzen der Geldeinheiten, die für die drängenderen Bedürfnisse aufgewendet werden, wie etwa die Kosten für Wohnung, Heizung, Strom und Essen. Da das Bürgergeld dem Sinn nach eine Grundversorgung abdecken soll, ist es eine direkte „Konkurrenz“ zum Niedriglohnbereich.

Trotz der Digitalisierung, die nach Auffassung der Linken ja zu einem Rückgang der Beschäftigung führen müsste, wächst der Staatssektor vielerorts weiter. Neue Behörden werden gegründet, bestehende Behörden bekommen oder suchen sich neue Aufgaben. Umso mehr der staatswirtschaftliche Bereich wächst, desto größer ist die Konkurrenz um Personal mit dem marktwirtschaftlichen. Zudem können im staatswirtschaftlichen Bereich die Gehälter ohne „Marktdruck“ festgelegt werden, denn hier ist nicht „der Kunde König“, sondern die Finanzierung der Ausgaben wird erzwungen. So locken neben hohen Gehältern auch ansehnliche Nebenleistungen und stattliche Pensionen.

Auch Arbeitgeber in staatlich privilegierten Sektoren konkurrieren mit den kleinen und mittelständischen Arbeitgebern um das Personal. Das durch gesetzliche Vorschriften – also handlungslogisch: Befehle – privilegierte Zentralbank- und Fiatgeld-System kann durch behördlich gesetzte Zinsen unterhalb des Marktzinses und systematische Teilreserve-Privilegien durch die Zentralbank als den „Kreditgeber letzter Instanz“ mehr Kredite vergeben und damit mehr Wohlstand in seinem Sektor „abschöpfen“ als ohne diese Privilegien. Auch durch Subventionen aufgepäppelte oder durch staatliche Aufträge begünstigte Wirtschaftsbereiche oder Konzerne (Stichwort: „Private Public Partnership“) sind Konkurrenten um das Personal.

Zwangsabgaben und Zwangsversicherungen

Der Arbeitnehmer wird zudem zu hohen Zwangsabgaben und Zwangsversicherungen gezwungen. Neben der Lohnsteuer müssen Zwangsbeiträge zu Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung bezahlt werden, die stets zu Lasten des Arbeitslohnes gehen; auch wenn die Aufwendungen zum Teil juristisch dem Arbeitgeber aufgebürdet werden, so belasten sie ökonomisch die Arbeitnehmer, weil sie einen beachtlichen Teil des Aufwandes, den der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer hat, gar nicht ausgezahlt bekommen. Durch die hohe Zwangsabgabenlast ist das Gehalt geschmälert und in Folge dessen tendenziell auch der Arbeitsanreiz.

Arbeitsfeindliche Propaganda

Als wäre dies alles nicht schon genug, werden viele Arbeitnehmer auch noch Opfer von „Gaslighting“ (sie werden „hinters Licht geführt“), wie Ludwig von Mises (1881–1973) das – in seinen Worten – bereits 1940 sagte:

„Die Arbeit wird zur Qual, wenn man glaubt, man überwinde das Arbeitsleid nicht freiwillig, um einen Erfolg zu erzielen, den man höher bewertet als das Freisein von Arbeitsleid, sondern dass man durch eine ungerechte Gesellschaftsordnung gezwungen werde, für das Wohl anderer, der Ausbeuter, die Frohn der Arbeit auf sich zu nehmen. Die Arbeitsfreude entspringt in letzter Linie der Einsicht, dass doch das Freisein von Arbeitsleid niedriger bewertet wird als der Erfolg und Ertrag der Arbeit; der Arbeiter findet sich mit der Tatsache ab, dass nun einmal auf dieser Erde Erfolge nur durch Plage erreicht werden können. Die Propaganda der Gegner […] hat dem Arbeiter diese Einsicht wieder genommen. Der moderne Gewerkschaftsgenosse glaubt, dass der Kapitalismus allein daran schuld sei, dass er Arbeitsleid erdulden müsse. […] Im Lichte dieser Auffassung wird die Arbeit dem Arbeiter zur unerträglichen Qual.“

Schlussbetrachtung und Ausblick

Wir haben gesehen, dass der Personalmangel nicht einfach durch höhere Gehälter behoben werden kann, dass es Konkurrenz zu Arbeitgebern gibt, die nicht mit erwarteten Umsatzerlösen kalkulieren muss, sondern die Finanzierung erzwingen kann, und dass es privilegierte Sektoren und Unternehmer gibt. Da nur in der unbehinderten Marktwirtschaft entsprechend den Bedürfnissen der Kunden produziert wird – denn die Kunden haben es in der Hand, die Finanzierung abzulehnen, indem sie nicht kaufen –, wäre die Lösung denkbar einfach: Den staatlichen Bereich und Privilegien für Wirtschaftssektoren und Konzerne auf das Stärkste einschränken. Ebensolches gilt für die Zwangsabgaben, die dem Arbeitnehmer die Früchte seiner Arbeit nehmen, und Bürgergeld für Arbeitsfähige. Darüber hinaus kann der arbeitsfeindlichen Propaganda entgegengewirkt werden, indem man entlarvt, dass diese Propaganda falsch und unsozial ist. Wenn diese Aufklärung (Immanuel Kant, 1724–1804) gelingt und die Masse der Menschen merkt, dass sie hinters Licht geführt wurde, dann ist eine Änderung möglich. Warum das derzeit so schwierig ist, erkläre ich in meiner zwölfteiligen Reihe „Die Psychologie der Politik“ hier bei den Freiheitsfunken (Links in den Quellenangaben).

In meiner nächsten Kolumne will ich darauf eingehen, wieso Linke aktuell schon den Untergang des Abendlandes wähnen, wenn sie beobachten, dass der argentinische Präsident Javier Milei den staatlichen Sektor massiv einschrumpft. Werden in den Bereichen, die bislang zwangsweise finanziert werden, Mittel gestrichen, stehen mehr Mittel zur Verfügung, die entsprechend den Präferenzen der Menschen ausgegeben werden können. Für die, die bislang zur Finanzierung gezwungen wurden, ist das gut. Linke mit Bevormundungsphantasien äußern bereits die Befürchtung, dass die Leute die zusätzlichen Mittel in ihren Händen eh nur für Alkohol und Benzin ausgeben würden… Doch hierzu mehr in meiner nächsten Kolumne.

Quellen:

Das bedingungslose Grundeinkommen ist unsozial (Andreas Tiedtke, mit weiteren Hinweisen)

Die Psychologie der Politik (Andreas Tiedtke), Artikel 1 von 12

Ungenügen, Schuld und Verdrängung der Gewalt, Artikel 2 von 12

Angst, Artikel 3 von 12

Bereichshaltungen, Artikel 4 von 12

Der Ausgang aus der Unmündigkeit, Artikel 5 von 12

Aufklärung und Gegenpropaganda, Artikel 6 von 12

Gegenpropaganda und Wendepunkt, Artikel 7 von 12

Praxistipps. Einstellungen und Überzeugungen, Artikel 8 von 12

Praxistipps. Indoktrination und Propaganda, Artikel 9 von 12

Praxistipps. Spielfilme, Fernsehsendungen und Popmusik, Artikel 10 von 12

Erwachsene populäre Unterhaltung. Praxistipps, Artikel 11 von 12

Ein Ring, sie zu knechten, Artikel 12 von 12

Der Kompass zum lebendigen Leben (Andreas Tiedtke)


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